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Der Tagesspiegel: Gewerkschaften sehen Vertrauen in Eliten erschüttert

Berlin (ots)

Vertreter von Gewerkschaften und Kirchen sehen in
dem Steuerskandal um Post-Chef Klaus Zumwinkel ein Bedrohung des 
Gemeinwesens. "Das Vertrauen in die Eliten wird erschüttert", sagte 
Hans-Joachim Schabedoth, Leiter der Grundsatzabteilung des Deutschen 
Gewerkschaftsbunds (DGB), dem Tagesspiegel am Sonntag. Wenn die 
Eliten vor allem Eigeninteressen verfolgen, und sich "bauernschlau 
Verpflichtungen entziehen, dann kriegen wir italienische 
Verhältnisse", sagte Schabedoth. Allerdings seien die Verhältnisse in
Deutschland inzwischen so, dass "die Absahner bewundert werden, wenn 
sie ihr Geld in Kitzbühel versteuern".
"Ein Teil der Probleme in unserer Gesellschaft hängt damit 
zusammen, dass die Eliten versagen", sagte Hans-Jürgen Urban, 
Vorstandsmitglied der IG Metall, der Zeitung. Immer höheren Renditen 
und  Managergehältern stünde eine "Maßlosigkeit an Zumutungen 
gegenüber den Beschäftigten" gegenüber, etwa die Forderung nach 
völlig flexiblen Arbeitszeiten, die den gesamten Lebensrhythmus 
bestimmten. Alles in allem bekomme der Gesellschaft diese neue 
Maßlosigkeit nicht gut, weil "die ökonomische Elite ihre soziale 
Bindung verloren hat: Die sozialen Folgekosten, die sie mit ihrem 
Handeln verursachen, haben die überhaupt nicht mehr im Blick", sagte 
Urban.
Der IG Metall-Vorstand  beobachtet eine "neue ökonomische Kultur, 
dem Übergang von Sozialstaatskapitalismus zum 
Finanzmarktkapitalismus". Die Spielregeln der Finanzmärkte sollen 
"mehr und mehr zu den Spielregeln der gesamten Gesellschaft werden". 
In der Konsequenz vertiefe sich soziale Spaltung, entstünden 
Aggressionen, verbreite sich Angst. Urban plädierte für eine Änderung
der Spielregeln für die Finanzmärkte, vor allem das Wirken von 
Hedgefonds und Private-Equity-Fonds betreffend. Und eine Debatte über
die Rolle der Eliten sei nötig, damit sich deren Verhalten wieder 
stärker am gesamten Gemeinwohl orientiere. Gegenwärtig belasteten sie
das Gemeinwesen mit ihrer Egozentrik, anstatt mit Ideen und 
Vorschlägen soziale Entwicklungen voranzutreiben, wie es die 
eigentliche Aufgabe von Eliten sei.
Paul Schobel,  Betriebsseelsorger in der Diözese 
Rottenburg/Stuttgart sieht ebenfalls ein "gewaltiges Ethikdefizit". 
Das Gebaren vieler Manager erinnere ihn an Sandkastenspiele kleiner 
Buben: Wer baut die höchste Burg, wer kassiert noch mehr. Eine 
"kolossale Gier" bestimme das Wirtschaftsleben weltweit, sagte der 
katholische Pfarrer dem Tagesspiegel am Sonntag. Neben dieser Gier 
beobachtet er eine "kolossale Angst in den Betrieben". Angst um den 
Job, ständig steigende Anforderungen, Dauerdruck. Ein bisschen Häme 
werde es in den Betrieben wohl geben gegenüber Zumwinkel, mehr nicht.
Denn alles in allem präge ein "resignative Grundstimmung" das 
Arbeitsleben.

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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