Inlandspresse: Interview mit EU-Agrarkommissar Franz Fischler /Teil 2
Auch bei der Subventionsobergrenze von 300.000 Euro im Jahr, die vor allem ostdeutsche Großbetriebe getroffen hätte, sind Sie zurückgerudert Wir sind nicht zurückgerudert. Die Regierungschefs sind zurückgerudert. Wir können nicht ignorieren, was die Herren Regierungschefs in ihrer Weisheit beschließen. Das ist halt so.
Was ist denn das Kernelement Ihrer Reform? Die größte Änderung ist die Entkoppelung. Das ist etwas völlig Neues. Der einzelne Landwirt optimiert seinen Betrieb dann nicht mehr, indem er möglichst viel produziert, sondern indem er sich darauf konzentriert, zu produzieren, was er auch verkaufen kann. Das wird dazu führen, dass wir beispielsweise einen ausgeglicheneren Rindermarkt bekommen werden.
Der französische Agrarminister Hervé Gaymard hält das für absurd. Wie wollen Sie das durchsetzen? Inzwischen kann ein Staat allein nicht mehr alle anderen blockieren.
Führt die Reform zu höheren Preisen für die Verbraucher? Wenn ein Markt im Gleichgewicht ist, dann haben wir auch ausgeglichene Preise, die um sieben Prozent höher liegen könnten. Zur Zeit steht der Rindfleischpreis deshalb unter massivem Druck, weil wir ein Überangebot haben. Diese sieben Prozent sind auch nicht der Preis an der Ladentheke sondern der an der Hoftür. Beim Verbraucher käme etwa ein Prozent des höheren Preises an, weil er ja nicht das Rind direkt vom Hof bezahlt, sondern das Filet in der Metzgerei. Dafür bekommt er aber auch mehr Qualität.
Reicht ihre Reform, um als Verhandlungspartner in der Welthandelsrunde ernst genommen zu werden? Das sollen uns die Amerikaner erst einmal nachmachen. Die USA haben sogar Förderelemente wieder eingeführt, die eindeutig gegen die WTO- Regeln verstoßen. Die Amerikaner darf man sich in der Agrarpolitik nicht zum Vorbild nehmen. Der Tagesspiegel
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