Pressestimmen: von Sponeck, ehemaliger Leiter UN-Hilfsprogramm, zum Irak
Berlin (ots)
"Wir stehen vor einer menschlichen Tragödie" Berlin. Der frühere Leiter des Programms Öl für Lebensmittel" im Irak, Hans Graf von Sponeck, warnt im Fall eines Krieges vor einer humanitären Katastrophe. Das wird eine enorme Tragödie, auf die die internationale Gemeinschaft nicht im geringsten vorbereitet ist", sagte der ehemalige deutsche Diplomat dem Tagesspiegel. Von Sponeck äußerte trotz der zugespitzten Situation am Golf die Hoffnung auf eine friedliche Lösung. Es gibt eine sehr kleine Chance, dass nach dem späten politischen Erwachen in Europa eine militärische Aktion zumindest verschoben und so mehr Zeit für Verhandlungen gewonnen wird." Nach zwölf Jahren Embargo durch die UN sei der Irak in einer erbärmlichen Verfassung. Auch ohne weitere Angriffe könne die Infrastruktur nur notdürftig aufrechterhalten werden. Die Bevölkerung ist verarmt, und viele sind auch psychisch gestört", sagte von Sponeck, der am 3. Februar von Gesprächen mit der irakischen Regierung aus Bagdad zurückgekehrt war. Die zentrale Grundversorgung mit Lebensmitteln sei zwar noch gewährleistet. Aber dies werde sich im Falle eines Krieges sehr schnell ändern. Schon allein, weil die Lebens-mittel dann kaum noch transportiert werden können", sagte von Sponeck, der das UN-Hilfsprogramm von 1998 an knapp zwei Jahre leitete. Er warf der US-Regierung vor, den Sicherheitsrat zu missbrauchen. Die Resolutionen sind schwammig formuliert, und die Beweislage der Amerikaner ist überaus schwach." Zudem beeinflusse Washington die Waffeninspekteure. Es kann nicht sein, dass die Sicherheits-beraterin des US-Präsidenten Hans Blix und Mohammed al Baradei auffordert, hart zu blei-ben. Das sind internationale Beamte, die nur dem UN-Generalsekretär unterstehen." Statt einen Krieg zu führen, der unvermeidlich eine furchtbar hohe Zahl an Opfern fordern würde, müsse eine internationale Truppe aufgebaut werden, die streng die Einhaltung der UN-Resolution 1441 kontrolliere, sagte von Sponeck. Gleichzeitig müsse sichergestellt wer-den, dass die Regierung des Irak die Menschenrechte einhalte. Er bestätigte, dass auf in-ternationaler Ebene an einer Friedensinitiative gearbeitet werde. Ihr solle eine weltbekannte Persönlichkeit als Vermittler vorstehen. Die Gespräche sind auf einem guten Weg. Die Per-son ist bereit, diese Aufgabe zu übernehmen."
Sven Lemkemeyer Der Tagesspiegel Politikredaktion phone.: ++49 30 260 09 549 fax: ++49 30 260 09 416 mobile: ++49 171 12 02 182 Verlag Der Tagesspiegel GmbH 10876 Berlin
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