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Der Tagesspiegel: Berliner Erzbistums: Weitere Entlassung von mindestens 180 Mitarbeitern erforderlich

Berlin (ots)

Das Erzbistum Berlin muss nach Informationen des
Tagesspiegels zur Sanierung seiner Finanzen in den nächsten Jahren
zusätzlich mindestens 180 Mitarbeiter entlassen. Bisher waren in dem
offiziellen Sanierungsplan der Beratungsfirma McKinsey 440
Kündigungen vorgesehen. Grund für diese neuerlichen drastischen
Spareinschnitte sind weitere Haushaltslücken, die durch die
vorgezogene Steuerreform sowie unerwartet hohe Ausgleichszahlungen
Berlins in den Finanzausgleich der deutschen Bistümer entstanden
sind. Diese von McKinsey nicht mitkalkulierten Negativposten
belaufen sich auf jährlich mindestens acht Millionen Euro.
Aus diesem Grund versucht das Erzbistum nun, in Kooperation mit dem
Treuhandausschuss eine Modifizierung des Sanierungsplanes zu
erarbeiten. Danach soll 2004 eine höhere Neuverschuldung erlaubt
werden, als von McKinsey geplant. Im Gegenzug wird die Phase der
Gesamtsanierung zeitlich gestreckt und die Zahl der Kündigungen auf
über 600 erhöht.
Durch einen solchen Abbau würde das Erzbistum - verglichen zu Stand
von Anfang 2003 - mehr als 50 Prozent seines Personals verlieren. Am
Montag tritt der Treuhandausschuss zusammen, der die Sanierung im
Auftrag der anderen  26 Diözesen überwacht. Er muss den verschärften
Sanierungsplan in Kraft setzen. Dies ist die Voraussetzung dafür,
dass das Gremium die zweite Tranche an Hilfsgeldern in Höhe von 18
Millionen Euro freigibt. Anschließend muss das Erzbistum erneut
versuchen, einen realistischen Haushaltsplan 2004 aufstellen. Das
wird sich nach Lage der Dinge bis April verzögern. Zusätzlich wird
es erhebliche Einschnitte beim Religionsunterricht, der Caritas und
den Kitas geben.
Über die Höhe dieser Sparbeiträge gibt es noch keine
abschließende Klarheit. Allerdings ist in letzter Zeit der Unmut in
den Westdiözesen über das Berliner Finanzgebaren, die anhaltende
Führungsschwäche von Kardinal Georg Sterzinsky sowie die mangelnde
Kompetenz seiner leitenden Mitarbeiter im Ordinariat beträchtlich
gewachsen. Dem Vernehmen nach schwindet die Bereitschaft, dem
Berliner Treiben noch weiter zuzusehen. Und der Druck auf den
Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann,
wächst, auf einen Rücktritt Sterzinskys hinzuwirken. Ein
entscheidender Faktor dabei sind unter anderem Meldungen, nach denen
der vormalige Chef des katholischen Petruswerkes, Bernhard Seebald,
im Mai 2003 im Zuge eines Immobiliengeschäfts mit einem Koffer mit
180.000 Euro Bargeld nach Amsterdam gefahren ist, um diese in der Bar
des Flughafenhotels in Schweizer Franken umzutauschen. Bei diesem
nach deutschem Recht illegalen Geschäft wurde er von Trickbetrügern
übers Ohr gehauen. Für das Petruswerk entstand ein finanzieller
Schaden von 130.000 Euro, der bis heute nicht ausgeglichen ist.
Finanzexperten westdeutscher Bistümer bezeichneten die Transaktion
als einen Vorgang aus einem schlechten Krimi. Auf keinerlei
Verständnis stößt in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass das
Erzbistum Seebald nicht umgehend entlassen hat. Die Bistumsleitung
hatte damals eine fristlose Kündigung zwar erwogen, sie aber nicht
vollzogen, um keinen weiteren Imageschaden für das angeschlagene
Petruswerk zu verursachen.
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Martin Gehlen, Redaktion Politik, Der Tagesspiegel
Tel.: -49-30-26009-431, Fax.: -49-30-26009-416
mail:  Martin.Gehlen@tagesspiegel.de
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

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Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email: thomas.wurster@tagesspiegel.de

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