Der Tagesspiegel: Interview mit Angela Merkel
Berlin (ots)
Als "Zeichen der bürgerlichen Parteien in Deutschland gegen Rot- Grün" bewertet CDU-Chefin Angela Merkel die Nominierung von Horst Köhler zum Bundespräsidentenamt durch Union und FDP. Horst Köhler habe "eine hohe Akzeptanz in der Union", sagt Merkel im Interview mit dem "Tagesspiegel am Sonntag". Sie sehe eine "hohe Zufriedenheit damit, dass wir uns in den letzten drei Monaten nicht dauernd mit der Frage beschäftigen mussten: Was macht wer in welchem Wahlgang?". Obwohl die Nominierung kompliziert gewesen sei, finde die Wahl "jetzt in einer guten Stimmung statt". Zu Köhlers USA- kritischen Bemerkungen sagte Merkel, Köhler sei eine eigenständige Persönlichkeit: "Mich beunruhigt diese Eigenständigkeit nicht; sie ist mir recht." Merkel trat in dem Gespräch dem Eindruck entgegen, die Union arbeite auf einen Kanzlersturz hin."Ich gehe davon aus, dass die Bundestagswahl regulär 2006 stattfindet und richte darauf meine Oppositionsarbeit aus." Ein Zusammengehen mit den Grünen schließt Merkel aus, ebenso eine große Koalition. Denn bei realistischer Betrachtung sei unübersehbar: "Das Problem sind die inneren Kämpfe der SPD." Dieser Kampf werde auf dem Rücken von 80 Millionen Menschen ausgetragen. Vergleichbare Zerreißproben werde es in der Union nicht geben, weil diese bereits in der Opposition ihre Position kläre. "Wir werden nicht erst in der Regierungsvernatwortung anfangen, die Grundsatzfragen auszutragen." In Deutschland sei die "Situation einer Daueroperation" entstanden, in der die Aussicht auf Heilung nicht fühlbar sei. "Ich wünsche mir, dass die Union die Lösung der Probleme selbst in die Hand nehmen kann." Mit der Bundespräsidentenwahl sieht Merkel die Union "auf dem Weg zurück zur Mehrheitsfähigkeit." Zur Situation im Irak betonte Merkel, sie habe immer gesagt, "dass eine Supermacht nicht glauben darf, dass sie die Weltprobleme allein lösen kann." Es habe einen zu großen Optimismus gegeben, wie schnell Stabilität im Irak zu erreichen sei. Bei ihrer Kritik an der Haltung der Bundesregierung bleibe sie allerdings. Europa sei gespalten gewesen:"Dazu haben viele Seiten beigetragen, leider auch Deutschland." Die Union habe immer gesagt, das es nicht um deutsche Soldaten im Irak gehe, sondern um eine europäische Gesamthaltung: "Deutsche Soldaten wären mit keiner denkbaren Regierung im Irak."
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel
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