Der Tagesspiegel: Hunte: Irak als Chance zur UN-Reform nutzen!
Berlin (ots)
Der Präsident der UN-Vollversammlung, Julian Robert Hunte, sieht im Widerstand gegen Amerikas Irak-Krieg die Chance für eine Erneuerung der Vereinten Nationen. Der Irak war ein Katalysator: 98 Prozent der Welt waren nicht für diesen Krieg, sagte Hunte dem "Tagesspiegel" (Mittwochs-Ausgabe). Der Unilateralismus erhob sein hässliches Haupt, und die Menschheit befürchtete den Tod des Multilateralismus. Dieses Momentum müssen wir nun nutzen. Der Feldzug der USA und Groß britanniens gegen Saddam Hussein habe den Willen gestärkt, den UN-Gremien neues Leben einzuhauchen. Deutschland als ständiges Mitglied des Sicherheitsrates: Dieser Wunsch steht doch wohl für neue Energie!
Hunte, Außenminister des Karibik-Staates St. Lucia, sprach am Montag mit Kanzler Schröder und am Dienstag mit Außenminister Fischer über die UN-Reform. Schröder und Hunte seien sich völlig einig gewesen, hieß es hernach.
Hunte selbst sieht einen engen Zeitkorridor. Wir haben bis 2006. Sonst verlieren wir das Momentum. Bis Oktober 2004 will Hunte einen verbindlichen Rahmen für die Reform des Sicherheitsrats vorlegen. Hierzu hat er die lange Zeit diffuse Dis-kussion rund um fünf Kernthemen konzentriert. Er rechne damit, dass ein neuer Sicherheitsrat 24 bis 26 Mitglieder haben werde, sagte er dem "Tagesspiegel". Längst überfällig sei auch eine Neuorganisation des UN-Generalsekretariats.
Skeptisch ist der Vollversammlungs-Präsident, wenn es um die Lehren aus dem Genozid in Ruanda vor 10 Jahren geht. Dass so etwas heute unmöglich wäre, hätte ich zwar gern. Aber überzeugt bin ich nicht. Hoffentlich beschreitet Sudan nicht den Weg Ruandas, sagte Hunte.
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