Der Tagesspiegel: Wulf Schönbohm hält Unterschriftenaktion gegen Beitritt der Türkei zur EU für "völlig unangemessen und unangebracht".
Berlin (ots)
Der langjährige Landesbeauftragte der CDU-nahen Konrad-Adenauer- Stiftung in Ankara, Wulf Schönbohm, hält die von Teilen der CDU/CSU- Führung geplante Unterschriftenaktion gegen einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union für "völlig unangemessen und unangebracht". "Meines Erachtens ist es diese dumpfe Ablehnung der Türkei, die aus dem Bauch kommt und mit außenpolitischen Überlegungen nichts zu tun hat. Man glaubt, damit innenpolitisch Punkte sammeln und Teile der Bevölkerung und der eigenen Wählerschaft mobilisieren zu können", sagte Schönbohm dem in Berlin erscheinenden Tagesspiegel. Zur Situation der Union sagte Schönbohm: Der Union fehlt eine rechte, demokratisch-konservative Führungsfigur, die Zustimmung aus dem rechten Wählerlager für CDU und CSU mobilisiert. Frau Merkel unterschätzt dieses Problem, das noch größer werden kann. Der letzte, der diese Aufgabe noch in Teilen übernehmen konnte, war Wolfgang Schäuble. Aber nach der gescheiterten Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten ist auch er nicht mehr so stark in der Partei. Da haben wir ein Defizit. Die drei großen Strömungen, die die Union immer ausgezeichnet und stark gemacht haben nämlich liberale, konservative und christlich- soziale sind immer weniger deutlich zu erkennen. Das halte ich für eine bedenkliche Entwicklung. Die CSU ist leider nicht mehr die Spitze eines modernen Konservatismus, wie das unter Franz Josef Strauß inhaltlich der Fall war. Da können die CSU und Edmund Stoiber heute nicht mithalten.
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