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Der Tagesspiegel: Der Berliner Kunstmäzen Paul Maenz kritisiert Stiftung Weimarer Klassik

Berlin (ots)

Der Berliner Kunstsammler Paul Maenz äußert sich
exklusiv in einem Tagesspie-gel Interview über die Hintergründe des
Abzuges seiner Kollektion aus dem Neuen Muse-um Weimar. Nach
Kündigung des Leihvertrages für rund 350 Werke der jüngeren
Kunstge-schichte will er diese künftig Wechselausstellungen zur
Verfügung stellen.
Der volle Wortlaut des Interviews:
Herr Maenz, Sie haben angekündigt, Ihre Kunstsammlung aus Weimar
zurückzuziehen, so dass die Stadt nach dem Brand in der Anna-Amalia-
Bibliothek einen weiteren Kunstschatz verliert. Was hat Sie dazu
bewogen? Der Grund für meinen Rückzug liegt in der Entscheidung der
„Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen“, das Neue Museum
Weimar in Zukunft vorrangig der Kunst zwi-schen 1750 und 1950 zu
widmen. Als das wiederaufgebaute Gebäude 1999 mit meiner Sammlung
eröffnet wurde, war es erklärtermaßen als Haus für die Gegenwart
gedacht. Dabei sollte meine Sammlung als Grundstock eines aktiv in
die größere Landschaft der Gegenwartskunst hineinwirkenden Programms
dienen. Vor allem aber sollte es um Aufklä-rung in Sachen
internationaler Gegenwartskunst gehen, von der die neuen Länder etwa
60 Jahre lang abgeschnitten waren. Ich finde es mehr als bedauerlich,
dass diese Pläne nun aufgegeben werden, nachdem die Museen der Stadt
mit der Stiftung Weimarer Klassik fu-sioniert wurden. So verständlich
es ist, dass Weimar seinem „Kerngeschäft“, der Klassik, nachgehen
möchte, man erweist damit einer lebendigen, in die Zukunft wirkenden
Kultur einen schlechten Dienst. Außerdem stehen viele Künstler, von
denen sich Werke in der Sammlung befinden, mitten im Leben – wie
Monica Bonvicini oder Sarah Lucas. Es ist für solche international
gefragten Künstler schwer zu ertragen, dass ihre Werke in Weimar
entweder gar nicht gezeigt werden oder kein Publikum finden. Künftig
möchte ich diese Arbeiten lieber für ausgewählte Ausstellungsprojekte
oder ähnliches zur Verfügung stellen.
Was passiert mit dem Teil der Sammlung, den rund 350 Kunstwerken,
die dem Museum geschenkt worden sind? Ich habe angeboten, diese Werke
zurückzukaufen.
Sie leben in Berlin und haben erst vor wenigen Wochen Ihre
grafische Sammlung dem Ber-liner Kupferstichkabinett überlassen. Kann
man daraus Schlüsse für weitere Pläne ziehen? Was meine Leihgaben
betrifft, so gibt es vorerst keine Pläne. Ich habe aber gelernt, dass
eine ausschließliche Bindung an ein Haus auf Dauer nicht befriedigend
ist.
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Ressort Kultur, Telefon 030/26009-445
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email: thomas.wurster@tagesspiegel.de

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