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Der Tagesspiegel

Der Tagesspiegel: Blüm, Biedenkopf, Schönbohm zu CDU und Sozialpolitik

Berlin (ots)

Der Berliner "Tagesspiegel" hat zum 60. Jahrestag
der CDU-Gründung Interviews mit Norbert Blüm, Kurt Biedenkopf und
Jörg Schönbohm geführt. Die folgenden Zitate zum Thema Soziales
stehen unter Nennung der Quelle zur Verfügung:
Norbert Blüm: "Ich höre dauernd, der Sozialstaat müsse sich auf
die Armen konzentrieren. Mein Sozialstaat muss auch die Fleißigen und
Sparsamen belohnen. Hartz IV ist das Gegenteil. Der Maurer, der 40
Jahre auf dem Gerüst gestanden hat und arbeitslos wird, ist in kurzer
Zeit im selben Status, als hätte er sein Leben lang gesoffen. Das
verletzt."
"Begonnen hat die CDU mit der originellen ideengeschichtlichen
Symbiose von liberal, konservativ und christlich-sozial. Heute
dominiert das Liberale in seiner neoliberalen
Degenerationserscheinung."
"Die christliche Soziallehre sagt mir nicht, wie die Rente
organisiert werden muss. Sie ist kein Rezeptbuch, aber sie hat
unverrückbare Grundsätze. Etwa den, der etwas in Vergessenheit
geraten ist: Der Starke schützt den Schwachen."
Kurt Biedenkopf: Die CDU "ist als Volkspartei gegründet worden,
die mehrere Strömungen integriert hat, und das ist sie geblieben. Ich
teile auch nicht die Kritik, die Partei habe neoliberale Züge
angenommen. Immerhin hat sie die Politik mitgetragen, die zu einem
der aufwändigsten Sozialsysteme geführt hat."
"Es ist klar, dass das Sozialsystem, das beide Volksparteien
geschaffen haben, uns heute überfordert. Die CDU muss daher nach
Wegen suchen, wie man durch Begrenzungen in diesem Sozialsystem auch
der nächsten Generation die Chance erhält, ihr Leben in ähnlicher
Freiheit zu gestalten wie die Generation ihrer Eltern. Wenn die CDU
erfolgreich sein will, muss sie die Kraft und den Mut haben, soziale
Gerechtigkeit nicht nur in der Gegenwart zu gestalten, sondern einen
sozialen Ausgleich auch zwischen den heute Aktiven und der nächsten
Generation zu erreichen. Es geht darum, auch Politik für unsere Enkel
zu machen. Das ist weder konservativ noch neoliberal."
Jörg Schönbohm: "Die CDU ist die Partei der sozialen
Marktwirtschaft. Allerdings ist diese überlegene Wirtschaftsordnung
Ludwig Erhards inzwischen zum Teil mit Fürsorgeaufgaben überlastet.
Ludwig Erhard wollte verhindern, dass der freie Bürger zum
Sozialbürger wird, der auf der einen Seite Steuern zahlt, um sie auf
der anderen Seite demütig wieder vom Staat zu empfangen. Das Ziel der
sozialen Marktwirtschaft ist aber, den Bürger mündig, frei und
selbstständig zu machen."
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Ressort Politik, Telefon 030-26009-389
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email: thomas.wurster@tagesspiegel.de

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