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Der Tagesspiegel: Fifa-Präsident Joseph Blatter lobt die Deutschen für "die beste WM aller Zeiten"

Berlin (ots)

Fifa-Präsident Joseph Blatter hat die WM in
Deutschland als einmalig herausgestrichen. "Dies ist die beste 
Weltmeisterschaft aller Zeiten. Noch nie ist ein Event so emotional 
und global dargestellt worden. Und sportlich bekommen wir höchstes 
Niveau geboten", sagte Blatter in einem Gespräch mit dem 
"Tagesspiegel" (Donnerstag-Ausgabe). Blatter lobte auch die Auftritte
der deutschen Nationalmannschaft: "Die deutsche Mannschaft wird 
getragen von der Begeisterung im Land. Langsam frage ich mich: Wer 
will diese Deutschen überhaupt aufhalten?" Bundestrainer Jürgen 
Klinsmann habe alle zweifelnden Koryphäen im Fußball widerlegt. 
"Heute müssen alle Kritiker sagen: Chapeau, Herr Klinsmann. Ich sage 
das auch."
Im Streit um die Leistungen der Schiedsrichter griff Blatter die 
Assistenten an. "Schlimm finde ich, dass die drei Assistenten und der
fünfte Offizielle bei Fehlentscheidungen nicht reagieren. Die holen 
bei jeder Aktion ihre Zettel raus und schreiben mit wie Bengels in 
der Schule. Dann zeigt der englische Referee Graham Poll einem 
Spieler drei Gelbe Karten, und keiner von den Schülern bekommt etwas 
mit", kritisierte Blatter. Beim Skandalspiel zwischen Portugal und 
den Niederlanden habe der russische Schiedsrichter Walentin Iwanow 
"leider den Durchblick verloren". Blatter drängte auf eine 
einheitliche Umsetzung der Weisung, gefoulte Spieler besser zu 
schützen. "Einige Schiedsrichter setzen die neue Regelung zu streng 
um, andere sind zu nachsichtig. Wir werden auch noch einmal auf die 
Mannschaften einwirken, dass sie zu einem fairen Spiel beitragen", 
sagte Blatter dem "Tagesspiegel".
Blatter begrüßte die spärlichen Kontrollen der personengebundenen 
Eintrittskarten an den Stadien: "Hier wurde das schönste System 
aufgebaut, aber die Realität hat es über den Haufen geworfen. Nur 
deshalb sind alle Stadien gefüllt." In Leipzig hätten Argentinier und
Mexikaner gemischt in einer Kurve gesessen, obwohl sie getrennt sein 
sollten. Daran sehe man, dass mit Karten gehandelt werde. "Das ist 
normal. Ich würde das nicht Schwarzmarkt nennen, das ist der offene 
Markt", sagte Blatter. Bei der WM 2010 wolle sich die Fifa wieder 
selbst um den Ticketverkauf kümmern. Er werde vorrangig über 
Tourvermarkter abgewickelt, die gleichzeitig Reisen und Unterkünfte 
anböten.
Blatter kündigte eine Generaldebatte über die Kommerzialisierung 
des Fußballs an. "Wir müssen über Grenzen des Geldverdienens 
nachdenken. Wir müssen bei der Vermarktung das Optimale anstreben, 
nicht das Maximale." Nach Ansicht des Fifa-Präsidenten stößt der 
Klubfußball an die finanziellen Grenzen. "Dort fließen 
Millionensummen, von denen niemand weiß, von wem sie stammen. Die 
Reichen werden reicher, die Armen ärmer. Diese 
Zweiklassengesellschaft ist eine Verzerrung des Fußballs", sagte 
Blatter. Die Fifa habe eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die die 
Finanzströme zu kontrollieren versuche. "Nach der WM wird das ein 
großes Thema werden." Vor dem Turnier hatte Franz Beckenbauer eine 
Grenze des Kommerzes und eine "generelle Reinigung" des Fußballs 
gefordert. Unterstützung hatte er von Uefa-Chef Lennart Johansson und
DFB-Präsident Theo Zwanziger erhalten.
Fifa-Präsident Blatter räumte ein, im Umgang mit den Deutschen 
Fehler gemacht zu haben. "Bei der Organisation einer WM sollten wir 
mehr Rücksicht auf die Gepflogenheiten des Landes nehmen. Wenn wir 
mit einem Bierbrauer kooperieren, der in Europa nicht erwünscht ist, 
sollte man das nicht ohne Diskussion durchdrücken", sagte Blatter dem
"Tagesspiegel". Als "nicht angenehm" bezeichnete Blatter die Pfiffe 
in den Stadien gegen ihn. "Aber meine Schmerzgrenze liegt erheblich 
höher."
Der 70 Jahre alte Blatter will 2007 erneut als Fifa-Präsident 
antreten. "Ich werde einen Nachfolger aufbauen, aber jetzt noch 
nicht", sagte Blatter. "Franz Beckenbauer will nicht, er kann das 
auch nicht."

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