Bahnbrechende Erkenntnisse zum Verständnis von Krebs in der aktuellen Ausgabe von 'Nature' veröffentlicht: 'M2-PK' als Schlüsselenzym für Krebsdiagnostik und -therapie identifiziert
Gießen (ots)
Warburg-Hypothese des gleichnamigen Nobelpreisträgers bestätigt / Krebszellen sind an ihrem Stoffwechsel erkennbar / Wissenschaftler der Harvard Medical School berichten über das Enzym 'M2-PK' in zwei Studien im renommierten Fachjournal 'Nature' / M2-PK-Testsystem zum Nachweis sowohl im Blut als auch Stuhlproben bereits verfügbar / Neue vielversprechende Wirkstoffe mit dem Target 'M2-PK' stehen bereit
Die Krebsforschung steht vor einer gravierenden Richtungsänderung. Krebszellen gewinnen ihre Energie nicht aus dem "Abbau" von Zucker zu Kohlendioxyd und Wasser, sondern aus der Vergärung von Glukose zu Milchsäure. Damit bestätigt sich die vor mehr als 80 Jahren entwickelte Hypothese des deutschen Nobelpreisträgers Otto Warburg, wonach eine veränderte Energiegewinnung im menschlichen Stoffwechsel entscheidend an der Entstehung von Krebs beteiligt ist. Hierbei kommt dem Schlüsselenzym 'M2-PK' (PKM2) eine entscheidende Rolle zu, wie Wissenschaftler der Harvard Medical School in der aktuellen Ausgabe des weltweit renommierten Fachmagazins 'Nature' berichten.
Die Ergebnisse der Untersuchung stellen eine deutliche Richtungsänderung auf dem Gebiet der Krebsforschung dar und bestätigen zugleich frühere Erkenntnisse von Wissenschaftlern wie Warburg, Eigenbrodt und Mazurek, wonach Tumorzellen eine für sie charakteristische Isoform des glycolytischen Schlüsselenzyms Pyruvatkinase exprimieren. M2-PK ist das Synonym sowohl für die dimere als auch tetramere Form des Pyruvatkinase-Isoenzyms Typ M2 (auch PKM2). Die dimere Form der M2-PK überwiegt in Tumorzellen.
Testsystem zur Messung der M2-PK im Blut und Stuhl bereits verfügbar
Die M2-PK kann in Stuhlproben zum Screening von kolorektalen Tumoren und im EDTA-Plasma zur Therapie- und Verlaufskontrolle verschiedener Tumorerkrankungen eingesetzt werden. Zum Nachweis dieses Enzyms stehen hierzu bereits jetzt schon effektive Tests zur Verfügung, die von dem in Gießen ansässigen Unternehmen ScheBo Biotech AG entwickelt wurden und bereits als Testsystem vermarktet werden.
M2-PK-Screening zur Früherkennung von kolorektalen Tumoren und Polypen
Klinische Studien aus Deutschland, England und Irland, in denen der Nachweis der M2-PK im Stuhl als Stoffwechselmarker zur Früherkennung von kolorektalen Tumoren getestet wurde, ergaben für die M2-PK Sensitivitäten zwischen 78% und 97%. Dies bedeutet, dass von 100 an kolorektalen Tumoren erkrankten Personen in den verschiedenen Studien zwischen 78% und 97% durch den Tumor M2-PK Test erkannt wurden. Für Polypen > 1 cm lag die Sensitivität bei 60 %; für Polypen < 1 cm bei 25 %. Für alle Polypen ergab sich eine Sensitivität von 40 %.
Mit der Enzym-Methode 'M2-PK' im Stuhl ist es damit ohne den Nachweis von Blut möglich, sowohl sehr sensitiv Darmpolypen als auch Darmtumoren zu erkennen. Der Nachweis ist unempfindlich gegenüber Nahrungsmitteln, eine spezielle Diät ist nicht erforderlich. Es gibt keine falsch positiven Ergebnisse durch Hämorrhoiden oder andere Blutungen im Darm. Nachgewiesen werden damit sowohl blutende als auch nicht blutende Darmpolypen oder Tumoren. Die wissenschaftlichen Ergebnisse stellen eine Richtungsänderung in der Früherkennung von kolorektalen Polypen und Darmkrebs dar.
M2-PK-Messungen zur Therapie- und Verlaufskontrolle bei verschiedenen Tumorerkrankungen
Studien internationaler Arbeitsgruppen haben gezeigt, dass der Gehalt an M2-PK im EDTA-Plasma von Patienten mit Nierentumoren, Lungentumoren, Brusttumoren, Zervikaltumoren, Tumoren des Gastrointestinaltraktes (Oesophagus, Magen, Pankreas, Kolon und Rektum) sowie bei Melanomen signifikant ansteigt und mit dem Stadium der Tumoren korreliert.
Ein wichtiges Anwendungsgebiet des Nachweises der M2-PK im EDTA-Plasma sind Verlaufskontrollen unter der Therapie, die es ermöglichen, den Erfolg oder Misserfolg einer Therapie frühzeitig zu erfassen und Prognosen über die Heilungschancen zu stellen.
Neu entwickelte Wirksubstanzen mit 'M2-PK' als Target blockieren erfolgreich den Krebsstoffwechsel
Die ScheBo Biotech AG ist nicht nur eine pharmazeutische Biotech-Firma, die aktiv in der Entwicklung von in-vitro-Diagnostika ist, sondern hat schon bereits im Vorfeld vielversprechende Wirkstoffkandiaten gegen das Target 'M2-PK'entwickelt, die den Krebsstoffwechsel sequentiell blockieren. Mit diesen neuartigen Wirkstoffen konnten in der Präklinik bereits deutliche Erfolge in der Blockierung von Krebszellen erzielt werden. Das Unternehmen ist äußerst zuversichtlich, dass mit diesem neuen Ansatz ein fundamentaler Brückenschlag für neue Wege in Krebsdiagnostik und -therapie gelungen sei, so Vorstandsmitglied Dr. René M. Kröger.
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