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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Forderung zur Nobelpreisverleihung: Schweigeminute für die Opfer

Nobelpreiszeremonie für Peter Handke:

- GfbV fordert Schweigeminute für die Opfer des Genozids
- Schwedischen Akademie müsse sich von Handkes Ansichten distanzieren 
- Die moralische Integrität des Preises und des Komitees stünden auf dem Spiel

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert, Peter Handke solle sich öffentlich vom verbrecherischen Regime des Slobodan Milosevic distanzieren und bei den Opfern entschuldigen. "Durch seine Parteinahme für die Kriegsverbrecher hat Handke in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien einen großen Schaden angerichtet und sich dadurch selbst diskreditiert", erklärt Jasna Causevic, GfbV-Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. Die Menschenrechtsorganisation fordert die Schwedische Akademie und das Nobelpreiskomitee zudem auf, bei der feierlichen Zeremonie im Stockholmer Konserthuset, eine Schweigeminute für die Opfer des Genozids von Srebrenica abzuhalten. So könne man versuchen, die moralische Integrität des Preises und des Komitees vor der Welt zu retten.

Handke habe in die Wahrheitssuche eingegriffen, indem er das Internationale Kriegsverbrechertribunal, alle Experten- und alle Journalistenberichte über die Gräueltaten in Bosnien verhöhnt hat. "Wir erwarten eine Schweigeminute am Beginn der Zeremonie, um zu zeigen, dass die Mitglieder des Nobelpreiskomitees und der Schwedischen Akademie die politischen Ansichten ihres Laureaten für Literatur nicht teilen", so Causevic. "Sonst ist zu befürchten, dass Handkes Werk zu einer Inspiration für weitere Rechtsextremisten, Ultranationalisten und Neofaschisten weltweit wird und die Schwedische Akademie dadurch jede Glaubwürdigkeit verliert."

"Nach Ende eines Krieges ist es eine große Herausforderung für die Gesellschaft eines Landes, die Verbrechen der Vergangenheit aufzuklären, aufzuarbeiten und den Frieden zu sichern," erläutert Causevic. Handke habe durch das stete Infragestellen des Völkermordes und seine revisionistische Darstellungsweise schlimmster Menschenrechtsverletzungen die Aufarbeitung der Vergangenheit und die Versöhnung in den Westbalkanstaaten nach den Kriegen und Konflikten der 1990er Jahre massiv gestört und die Arbeit an einem gemeinsamen nationalen Geschichtsbild behindert.

"Wenn Literatur benutzt wird, die Erfahrung anderer zu leugnen, werden Wörter zu Waffen, die Mitmenschen Verletzungen zufügen oder sogar das Leben kosten können" hieß es in einer Protestnote der GfbV an die Schwedische Akademie vom 15. November 2019. "Die Opfer von Slobodan Milosevic, den Handke verehrt, dürfen niemals vergessen werden", betont Causevic. "Peter Handke reiht sich heute in die Kette der Genozidleugner ein, wenn er kein Rückgrat beweist und sich vor den Opfern des Völkermordes verneigt.

Sie erreichen Jasna Causevic unter j.causevic@gfbv.de oder 0551 49906-16. Am 9. und 10. Dezember ist sie in Stockholm unter +49 151 560 86 370 zu erreichen.

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