Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Nachhaltigkeitsausschuss von Siemens versagt: Projekt verletzt Menschen- und Umweltrechte weltweit
Adani-Kohlemine in Australien:
- Nachhaltigkeitsausschuss von Siemens hat bei seiner Prüfung des Projektes versagt - Transport über 10.000 km in ein kohlereiches Gebiet in Indien ist irrwitzig - Sowohl in Australien als auch in Indien wurden indigene Rechte verletzt
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft dem Nachhaltigkeitsausschuss des Siemens-Konzerns Totalversagen im Streit um die Förderung der Carmichael-Kohlenmine in Australien vor. "Das umstrittene Projekt in Australien ist nicht nachhaltig und verletzt Menschen- und Umweltrechte in Australien und Indien, wohin die Kohle exportiert werden soll. Wer diesem irrwitzigen Vorhaben Nachhaltigkeit bescheinigt, ist entweder mit Blindheit geschlagen oder sieht Nachhaltigkeitsprüfungen nur als Werbetrick an", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen.
Wie könne ein Projekt nachhaltig sein, das Kohle über fast 10.000 Kilometer in den Kohle-reichsten Bundesstaat Indiens exportiert, statt den Rohstoff dort aus einer 16 Kilometer entfernten Kohlemine zu beziehen, fragten die Menschenrechtler. Die durch ihren langen Transport sehr teure Kohle soll in Indien in einem Heizkraftwerk verarbeitet werden. Für den Bau dieses Kraftwerks wurde die indigene Adivasi-Landbevölkerung von fruchtbarem Ackerland vertrieben", so Delius. "Diesen kritischen Gesamtzusammenhang des Siemens-Engagements hätte die Nachhaltigkeitsprüfung berücksichtigen müssen."
Nach den Plänen des Adani-Konzerns, der die Carmichael-Mine betreibt, soll die australische Kohle im unternehmenseigenen Hafen Dhamra im indischen Bundesstaat Orissa anlanden. Für den Bau des Hafens in unmittelbarer Nähe eines Naturschutzgebietes wurden gegen den Protest von Umweltorganisationen Mangrovenwälder gerodet, die für den Küstenschutz gegen Stürme und Überschwemmung bedeutend waren. Die Kohle soll aus Dhamra über eine 700 Kilometer lange Eisenbahnverbindung nach Godda im äußersten Nordosten Indiens transportiert werden. Dort, im Bundesstaat Jharkand, liegen die reichsten Kohlevorkommen Indiens. Der Rohstoff wird dort seit Jahren gefördert. Die Behörden in Godda haben seit dem Jahr 2015 die Enteignung der Indigenen in mehreren Dörfern vorangetrieben, um Platz für das Heizkraftwerk zu schaffen. "Die Adivasi wehrten sich zwar mit öffentlichen Protesten und Gerichtsklagen gegen ihre Vertreibung, doch in Indien ist die Entrechtung Indigener für den Bau von Großprojekten Alltag für die mehr als 100 Millionen Adivasi", erklärt Delius.
Auch entwicklungspolitisch ergebe das Projekt keinen Sinn. Denn der Strom aus dem Heizkraftwerk solle 25 Jahre lang zu überteuerten Preisen an das Nachbarland Bangladesch gehen. "Bangladesch braucht zwar Energie, aber die lässt sich deutlich preiswerter durch Sonnen-, Windkraft- oder Wasserprojekte zu gewinnen", so Delius. "Der einzige Gewinner in diesem irrwitzigen Spiel ist der Adani-Konzern, sonst gibt es nur Verlierer. Die indigenen Völker sind wie so oft die ersten Verlierer, weil die Kohle auf ihrem Land gewonnen und verarbeitet wird."
Sie erreichen Ulrich Delius unter u.delius@gfbv.de oder 0160/95671403
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