Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Covid-19 im Nordirak: IS-Rückkehr und Selbstmorde befürchtet
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Gemeinsame Erklärung zu Covid-19 im Nordirak:
- Traumatisierte Gemeinschaften sind kaum auf eine Infektionswelle vorbereitet
- Bewegungseinschränkungen verschärfen psychisches Leid, Selbstmordraten steigen
- Sicherheitsvakuum macht Wiedererstarken des IS möglich
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und 24 weitere Menschenrechtsorganisationen schlagen in einer gemeinsamen Erklärung Alarm: Bereits traumatisierte Gemeinschaften im Nordirak sind unzureichend auf eine mögliche Infektionswelle vorbereitet. Die notwendigen Bewegungseinschränkungen verschärfen das psychische Leid und lassen erhöhte Selbstmordraten befürchten. Zudem mache das Sicherheitsvakuum in der Region ein Wiedererstarken des sogenannten Islamischen Staates (IS) möglich.
"Die Corona Pandemie hat schwere Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Geflüchteten", erklärt Lina Stotz, GfbV-Referentin für ethnische, religiöse und sprachliche Minderheiten und Nationalitäten. "Wir sorgen uns besonders um vertriebene yezidische Frauen, Männer und Kinder, die den Genozid überlebt haben und nun in beengten Flüchtlingslagern mit Kontaktverboten und unzureichender Hygiene zu kämpfen haben." Die Selbstmordraten stiegen bereits und besonders yezidische Frauen und Kinder bräuchten dringend psychologische Betreuung.
Das öffentliche Gesundheitssystem im Sinjar und dem weiter gefassten Regierungsbezirk Nineveh sei während der Besetzung durch den IS dezimiert worden. Durch die hohe Bevölkerungsdichte in Vertriebenenlagern sei Distanzierung nicht möglich, Hygienemaßnahme wie Händewaschen würden nicht ausreichen, um die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen. Die bisherige Ausbreitung des Virus sei nicht zu erfassen, da in den Lagern keine Tests durchgeführt würden. Gleichzeitig behinderten die Bewegungseinschränkungen die Arbeit der humanitären Akteure.
Währenddessen berichtet die International Crisis Group, der IS habe seine Kämpfer in seinem wöchentlichen Newsletter Al-Naba aufgefordert, seine Feinde anzugreifen, solange diese von der Pandemie abgelenkt sind. "Ein Wiedererstarken des IS im Schatten der Pandemie im Irak würde die ohnehin prekäre Lage auf Jahre hinaus weiter verschlimmern", so Stotz. "Die WHO und die UN müssen daher dringend Schritte ergreifen um die leidgeplagten yezidischen, assyrischen und anderen Gemeinschaften im Irak zu schützen."
Die Erklärung inklusive der unterzeichnenden Organisationen finden Sie im Anhang an diese Pressemitteilung.
Sie erreichen Lina Stotz unter l.stotz@gfbv.de oder 0551 49906-19.
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