All Stories
Follow
Subscribe to Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Nordsyrien. Friedhöfe und Heiligtümer geschändet und zerstört

Nordsyrien: Türkische Soldaten und Milizen zerstören Friedhöfe und Heiligtümer in Kurdenregion Afrin – Außenminister Maas soll Plünderungen Einhalt gebieten

--- Göttingen, den 8. April 2021 --- Mit der eindringlichen Bitte, die Schändung, Plünderung und Zerstörung von Friedhöfen und Heiligtümern in der syrisch-kurdischen Region Afrin durch das türkische Militär und verbündete islamistische Milizen zu verurteilen, hat sich die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag an Heiko Maas gewandt. Die Menschenrechtsorganisation forderte den Bundesaußenminister dazu auf, vom NATO-Partner Türkei zu verlangen, diese international geächteten Praktiken schnellstens zu beenden.

„Nach der gewaltsamen Vertreibung von etwa 300.000 Menschen aus Afrin im Frühjahr 2018 und der völkerrechtswidrigen Besetzung dieser Region in Nordsyrien scheinen das türkische Militär und radikale syrische Milizen selbst vor der Totenruhe jeden Respekt verloren zu haben“, berichtete der GfbV-Nahostexperte Kamal Sido heute in Göttingen. „Deutschland darf das nicht hinnehmen, sondern muss in seinen Verhandlungen mit der Türkei auch zur Bedingung machen, dass Religionsfreiheit respektiert und religiöse Stätten nicht angetastet werden!“ Seit drei Jahren berichtet die GfbV immer wieder von Zerstörungen auf Friedhöfen und von Heiligtümern in Afrin.

Nun hat die zivilgesellschaftliche Organisation „Syrer für Wahrheit und Gerechtigkeit“ in dem Bericht „Blinde Rache: Friedhöfe und religiöse Schreine, die von Parteien des Syrienkonflikts zerstört wurden“ viele Fälle dokumentiert. So sollen Mitglieder der von der Türkei unterstützten Syrischen Nationalarmee (SNA) in Afrin beispielsweise den Friedhof im Dorf Sheikh Khourouz im Distrikt Bulbul und Gräber auf dem Friedhof des Dorfes Abu Ka'aba im Distrikt Jindires zerstört haben. Auch türkische Truppen schänden religiöse Stätten. So sollen sie den Friedhof im Dorf Kafr Shīl in einen Viehmarkt umgewandelt haben. Dort wurden Kurdinnen und Kurden beigesetzt, die gegen den IS gekämpft hatten. Der Friedhof im Dorf Metîna/Matenli im Bezirk Sharran soll in der zweiten Maihälfte 2020 zerstört worden sein genauso wie der Friedhof Seydo auf dem Berg Kazikli im Dorf Kafr Safra im Nordwesten des Bezirks Jindires.

„Wahrscheinlich suchen türkische Militärangehörige und ihre syrischen Söldner oft Antiquitäten. Afrin liegt im sogenannten „Tal der toten Städte“ zwischen Aleppo und Antiochien und ist reich an archäologischen Schätzen“, berichtete Sido. So sollen Milizen auch mehrere religiöse Schreine der yezidischen und alevitischen Religionsgemeinschaften zerstört haben wie im Dorf Masha'ala. Dort wurde einer der wichtigsten Schreine der kurdischen Aleviten geplündert. Hier fanden mit Dr. Nuri Dersimi eine der bekanntesten alevitischen Persönlichkeiten und seine Frau ihre letzte Ruhe. Im Mai 2020 soll das Heiligtum der yezidischen Glaubensgemeinschaft in Chel Khanê nicht weit vom Dorf Qibar geschändet worden sein.

Kamal Sido ist zu erreichen unter Tel. 0173 67 33 980

Gesellschaft für bedrohte Völker
Postfach 2024, 37010 Göttingen
Tel. +49 (0)551 499 06-25, Fax +49 (0)551 58028 
presse@gfbv.dewww.gfbv.de/
More stories: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
More stories: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
  • 07.04.2021 – 10:53

    Welt-Roma-Tag (8.April) - Roma in Osteuropa leiden unter Corona besonders

    Welt-Roma-Tag (8. April) und 50. Jahrestag des Welt-Roma-Kongresses (1971) - Roma in Ost- und Südosteuropa leiden besonders unter Corona-Pandemie Anlässlich des Welt-Roma-Tages (8. April) und des 50. Jahrestages des ersten Welt-Roma-Kongresses (1971) weist die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) darauf hin, dass die Roma-Minderheit in Osteuropa und auf dem ...

  • 26.03.2021 – 09:05

    Fünfter EU-Syrien-Gipfel (29.-30.3.): Verhandlungen ohne Rücksicht auf Minderheiten

    Fünfter EU-Syrien-Gipfel (29.-30.3.): - Verhandlungen müssen Belange ethnischer und religiöser Minderheiten berücksichtigen - Bedeutende Minderheitensprachen sollten auf der Konferenz zugelassen werden - Ausschluss der aramäischen Sprache zugunsten der türkischen stößt bei christlichen Minderheiten auf großes Unverständnis Zum Auftakt der fünften Brüsseler ...