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Kurdische Gemeinde enttäuscht: Gedenkfeier nicht für alle Erdbebenopfer

Gedenkfeier nicht für alle Erdbebenopfer:

  • Kurdische Gemeinde von Gedenkfeier ausgeschlossen
  • Gemeinsame Veranstaltung hätte friedliches Miteinander stärken können
  • Kurdische Übersetzung der Rede des Bundespräsidenten begrüßenswert

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist enttäuscht vom Umgang des Bundespräsidialamtes mit der Gedenkveranstaltung für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien: Die Kurdische Gemeinde Deutschland (KGD) wurde von der Veranstaltung ausgeschlossen, die die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) und der Verband der Deutsch-Syrischen Hilfsvereine am 20. Februar 2023 in Berlin durchführten. „Frank-Walter Steinmeier ist Präsident aller Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland. Auch die Befindlichkeiten der rund 1,5 Millionen Deutsch-Kurdinnen und Deutsch-Kurden sollte er ernst nehmen“, erklärte der GfbV-Nahostexperte Dr. Kamal Sido heute in Göttingen. „Eine gemeinsame Gedenkveranstaltung von TGD, KGD, syrischen Verbänden und der Alevitischen Gemeinde Deutschlands hätte dem gemeinsamen Schmerz mehr Raum gegeben und das friedliche Miteinander stärken können.“

Im Vorfeld der Veranstaltung hatte sich die KGD an die TGD mit der Bitte gewandt, eine gemeinsame Gedenkveranstaltung durchzuführen. Auch das Bundespräsidialamt wurde über das Anliegen der KGD informiert, hat aber nicht darauf reagiert. Dass der Bundespräsident bei der Gedenkveranstaltung dennoch ein Zeichen gesetzt hat, indem er seine Rede auch in kurdischer Sprache mit den Worten „Wir bleiben an Eurer Seite“ beendete, begrüßt die GfbV sehr. Die gesamte Rede des Bundespräsidenten wurde ins Kurdische übersetzt und auf der Website des Bundespräsidialamtes veröffentlicht. „Das ist für die Kurden in Deutschland einmalig und historisch. Denn auch Deutschland hat die Türkei jahrzehntelang bei der Verfolgung der kurdischen Sprache und Kultur unterstützt“, erinnerte Sido. „Wir hoffen sehr, dass der Bundespräsident und die Bundesregierung aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und einen neuen Umgang mit den Kurden und Kurdistan pflegen“.

Als Außenminister in der großen Koalition unter Angela Merkel hatte der heutige Bundespräsident die Syrienpolitik des türkischen Machthabers Erdogan unterstützt. Dieser wiederum stärkte nur die Islamisten in den Reihen der syrischen Opposition gegen den Diktator Assad. 2013 habe die damalige Bundeskanzlerin Merkel auf Bitten Erdogans persönlich beim damaligen US-Präsidenten Obama interveniert, um kurdische Vertreter der autonomen Selbstverwaltung in Nordsyrien von den Syrien-Verhandlungen in Genf auszuschließen. „Bundespräsident und Bundesregierung müssen sich solchen Fehlern stellen und die türkische Invasion in die nordsyrische Kurdenregion Afrin als völkerrechtswidrigen Akt der Aggression verurteilen“, so Sido.

Sie erreichen Dr. Kamal Sido unter k.sido@gfbv.de oder 0173/6733980.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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