Börsen-Zeitung: Renitente "Kleinaktionäre", Kommentar von Norbert Hellmann zu sogenannten "aktivistischen" Aktionären in der Londoner City
Frankfurt (ots)
Mit "aktivistischen" Aktionären in der Londoner City ist es anscheinend so wie mit den Stadtbussen. Ewig passiert nichts, dann kommen plötzlich zwei oder drei auf einmal. Diese Woche haben es die Marktbeobachter mit einer Reihe von interessanten Fällen zu tun bekommen, allen voran der Mobilfunker Vodafone, bei dem eine Aktionärsgruppe mit winziger Beteiligung eine gigantische Kapitalumstrukturierung zu erzwingen versucht, und die Großbank Barclays, der vom Hedgefonds Atticus nahegelegt wird, auf die Übernahme der ABN Amro zu verzichten.
Bislang hatten es britische Großunternehmen mit einem leicht überschaubaren Kreis von Fondsgesellschaften zu tun, die als "aktivistisch" bezeichnet werden konnten, weil sie im Gegensatz zu herkömmlichen Institutionellen ihre Anlagestrategie explizit so ausrichten, dass sie langfristigen Engagements durch gezielte Interventionen zu Mehrwert verhelfen wollen.
Dazu fallen einem Namen wie Active Value oder die für den Pensionsfonds der BT Group verantwortliche Hermes ein, auf die sich Investor-Relations-Abteilungen längst eingestellt hatten. Die nun auf den Plan tretenden Hedgefonds aber können sie gar nicht auf dem Radarschirm haben, weil diese nicht den langfristigen Dialog suchen, um substanzielle Beteiligungen zu fördern. Vielmehr gehen sie zum Teil winzige Blitzengagements ein und knallen dann den vorher erarbeiteten Forderungskatalog auf den Tisch.
Hatten britische Unternehmen mit Blick auf Fälle wie Deutsche Börse oder kürzlich erst ABN Amro noch hoffen dürfen, dass diese eher symptomatisch für unterentwickelte Aktienlandschaften oder Shareholder-Value-Blindheit auf Topetagen sind, stellen sie nun fest, dass man auch im Mutterland der europäischen Aktienkultur rasch zur Zielscheibe werden kann.
Natürlich können Managementteams, die über eine überzeugend kommunizierte Shareholder-Value-Linie verfügen, genügend Institutionelle mit größeren Paketen hinter sich wissen, um die Forderungen der Hedgefonds abzuschmettern. Wenn aber die Intervention der Aktivisten per se schon satte Kurssteigerungen garantiert, wird es gefährlich. Denn selbst langfristig orientierte Investoren werden schwach, wenn das eigentlich verpönte Kurzfristkonzept ihrem Engagement eine Bombenperformance verleiht.
(Börsen-Zeitung, 13.6.2007)
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