Börsen-Zeitung: Trügerische Sicherheit Kommentar von Stefan Kroneck, zur von der Hypo Real Estate (HRE) geplanten Übernahme der Depfa Bank
Frankfurt (ots)
Die Logik der geplanten Übernahme der Depfa Bank durch die Hypo Real Estate (HRE) liegt auf der Hand. Der Münchener Immobilienfinanzierer legt sich mit dem Staatsfinanzierungsspezialisten einen Bereich zu, der angesichts boomender Aktivitäten lukrative Renditeaussichten verspricht. Der Schritt von HRE-Vorstandschef Georg Funke ist daher sinnvoll, um den Aktionären Mehrwert in Bezug auf die weitere Entwicklung der vor vier Jahren von der HypoVereinsbank abgespaltenem HRE zu bieten. Zumal dann, wenn das Kerngeschäft - wie derzeit - unter wachsendem Margendruck leidet, weil sich mittlerweile viele Anbieter in diesem Markt tummeln. Mit der angestrebten Diversifizierung des Geschäfts kann die HRE ihre operativen Risiken breiter streuen und damit die Ratingagenturen auf längere Sicht gnädig stimmen.
Unter diesem Blickwinkel musste Funke handeln, damit sein Unternehmen nicht selbst zu einem Übernahmeobjekt wird. Denn schließlich stellt ein Marktwert der HRE von 6,3 Mrd. Euro kein unüberwindbares Hindernis dar. Somit kann der Griff nach der Depfa Bank als Befreiungsschlag gewertet werden. Denn bei einem Streubesitz von 100% ist die HRE sehr anfällig für Begehrlichkeiten von außen. Deshalb muss Funke den Investoren weiter eine überzeugende Equity Story liefern, um die Unabhängigkeit der HRE mit Hilfe eines größeren Zukaufs zu sichern. Vor zwei Jahren misslang dieser Schritt beim Frankfurter Wettbewerber Eurohypo, die sich später die Commerzbank einverleibte.
Trotz der günstigen Geschäftsperspektiven und der Zustimmung des Depfa-Managements ist der 5,7 Mrd. Euro schwere Erwerb aber keinesfalls in trockenen Tüchern. Der Kaufpreis bewertet die Depfa mit dem 9fachen des Vorsteuergewinns 2006. Das ist in der Finanzbranche kein üppiges Multiple. Somit besteht für Funke die Gefahr, dass Gegenangebote seine Pläne durcheinanderbringen. Zuletzt wurde dem französisch-belgischen Konkurrenten Dexia ein Interesse an der Depfa nachgesagt.
Funke ist jedoch sicher, dass es zu keiner Übernahmeschlacht kommt. Diese Gewissheit kann sich aber als trügerisch herausstellen. Schließlich richten sich im Fall eines Kampfes die Depfa-Aktionäre danach, wer den höheren Preis bietet. Die ökonomische Logik eines Zusammengehens ist dann für sie zweitrangig.
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