Börsen-Zeitung: Käuferstreik, Kommentar von Kai Johannsen zum schwachen Auktionsergebnis, das die Deutsche Finanzagentur bei der Versteigerung der neuen Bundesobligationen erzielt hat
Frankfurt (ots)
So ein schwaches Auktionsergebnis sieht man beim Bund nicht alle Tage. Für die neuen fünfjährigen Bundesobligationen, von denen der Bund ein Volumen von 7 Mrd. Euro anzubieten hatte, gaben die interessierten Banken gestern gerade einmal Gebote für rund 5,7 Mrd. Euro ab. Zugeteilt wurden rund 5,3 Mrd. Euro. Den Rest musste die Deutsche Finanzagentur, die das Schuldenmanagement des Staates regelt, für den Zweck der Marktpflege in die eigene Schublade legen. Es errechnet sich ein Gebots-/Deckungsverhältnis von gerade einmal 1,1. Laut Händlern war es das schwächste Ergebnis, das der Bund seit 1996 bei der Versteigerung seiner Schuldtitel erzielt hat. In der Historie der Deutschen Finanzagentur, die erst 2000 gegründet wurde, ist es demzufolge das mickrigste Resultat.
Die Kaufzurückhaltung lässt sich zum Teil auf das gegenwärtige Marktumfeld zurückführen. Bundestitel sind im Vergleich der Anleihen der Eurozone-Staaten die teuersten Papiere. Die Subprime- und Finanzmarktkrise sowie die damit in Verbindung stehende Flucht in Qualität lassen grüßen. Auch die momentane Volatilität bei den Bundestiteln lädt nicht gerade dazu ein, in größerem Umfang zuzugreifen.
Die Aussagekraft der Kennziffer Gebots-/Deckungsverhältnis muss zudem im Vergleich der Eurozone-Staaten relativiert werden. Es ist ein Unterschied, ob ein Staat Papiere in der Größenordnung von 6 oder 7 Mrd. Euro anzubieten hat oder eben nur von 2 Mrd. Euro.
Aber der Käuferstreik seitens der Banken könnte noch einen anderen Grund haben. Was können die Banken bei der Finanzagentur noch verdienen? Verbriefungen aus den Reihen des Bundes? Fehlanzeige! Und Finanzinnovationen wie beispielsweise inflationsgeschützte Anleihen (Linker) kommen mittlerweile über Auktionen und nicht mehr über Bankensyndikate an den Markt. Solche Mandate für Verbriefungen oder Finanzinnovationen waren für die Banken im Hinblick auf die Konditionen sehr attraktiv. Fallen derartige Mandate allerdings weg, nimmt auch der Anreiz für die Banken ab, sich an den regulären Anleiheauktionen des Bundes in größerem Stil zu beteiligen, um infolge hoher Übernahmebeträge in der wichtigen Bietergruppe Bundesemissionen einen hohen Rang zu erzielen. Und mit einem hohen Rang war auch immer die Hoffnung auf ein lukratives Mandat des Bundes verbunden.
(Börsen-Zeitung, 27.3.2008)
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