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Börsen-Zeitung: Späte Einsicht, Kommentar zu den verschärften Regeln des Corporate Governance Kodex von Angela Wefers

Frankfurt (ots)

Durchaus eindrucksvolle Beschlüsse hat die
Regierungskommission Corporate Governance Kodex zur Verschärfung des 
Regelwerks guter Unternehmensführung gefasst. Die Vorstände und 
Aufsichtsräte erhalten damit nicht nur einen engeren 
Handlungsspielraum und werden noch stärker in die Verantwortung 
genommen, die Kommission hat auch einen Paradigmenwechsel 
eingeleitet.
Das Credo des reinen Shareholder Value hat ausgedient. Der 
Vorstand bekommt künftig den Stakeholder Value als 
Orientierungsmaßstab. Neben dem Unternehmensinteresse und dem der 
Aktionäre soll der Vorstand auch die Belange der Arbeitnehmer und der
mit dem Unternehmen verbundenen Gruppen berücksichtigen.
Die Kommission übernimmt die meisten der von der Politik 
geforderten und im Gesetzentwurf zur Angemessenheit von 
Vorstandsvergütungen ins Visier genommenen Änderungen in den Kodex. 
In einigen Punkten geht sie sogar darüber hinaus. So soll der gesamte
Aufsichtsrat künftig Bandbreiten für die Vorstandsvergütung 
beschließen. Zudem hat die Kommission die Zahl der konzernexternen 
Aufsichtsratsmandate für Vorstände börsennotierter Gesellschaften auf
maximal drei heruntergesetzt. Nur die von der Politik geplante 
zweijährige Cooling-off-Periode für den Wechsel vom Vorstand in den 
Aufsichtsrat lehnt sie rundweg ab.
So deutlich diese Demonstration des Willens zu einer 
verantwortungsbewussten Unternehmensführung auch ist, sie kommt zu 
spät. Die Koalition wird sich dadurch nicht mehr bremsen lassen, eine
ganze Reihe von Prinzipien gesetzlich zu verankern. Zu weit sind die 
politischen Beratungen gediehen.
Statt zu opponieren, hätte die Wirtschaft besser frühzeitig 
kooperiert. Noch bei der sachlich geführten und keineswegs 
emotionalisierten Anhörung im Rechtsausschuss des Bundestags machten 
ihre Vertreter nicht den Eindruck, als wollten sie nach den durch die
Krise offengelegten Ausfällen in den Führungsetagen am Regelwerk 
nachbessern.
Vor der Anhörung und nicht danach hätte die Kodexkommission 
politisch ein Zeichen des guten Willens setzen können, dass die 
Wirtschaft selbst Lehren aus der Krise zieht. So scheint sie nur dem 
Gesetzgeber nachzuklappern. Der Kodex als anerkannte Einrichtung 
einer flexiblen Selbstkontrolle der Wirtschaft ist damit kaum mehr zu
retten.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
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Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0

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