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Börsen-Zeitung: Nur noch Verlierer, Kommentar zum Machtpoker bei Porsche und VW von Bernd Weber

Frankfurt (ots)

Die Heftigkeit, mit der der
Porsche-Chefkontrolleur und Sprecher des Familienclans, Wolfgang 
Porsche, am Wochenende auf das Wolfsburger "Rettungsangebot" für den 
angeschlagenen Sportwagenbauer reagierte, macht deutlich, dass der 
Poker um die Macht bei Porsche und VW inzwischen mit allen Mitteln 
stattfindet. Wer von Erpressung spricht, wie Porsche dies tat, ist 
zumindest nicht an einer schnellen Deeskalation und Fortschritten bei
der Bildung eines integrierten Automobilkonzerns interessiert.
Das gilt allerdings erst recht für den Verfasser des Briefs, in 
dem das Angebot zum Kauf von 49,9% der Porsche AG für 3 bis 4 Mrd. 
Euro unterbreitet wurde. Bei einer Bewertung von Porsche ohne 
VW-Anteil, die Analysten und Gutachten jenseits von 11 Mrd. Euro 
ansiedeln, kann ein solches Angebot nur als Affront bewertet werden. 
Oder als ein "Wie du mir, so ich dir", will sagen, da du, Porsche, 
mich, VW, billig kaufen wolltest, drehe ich den Spieß jetzt einfach 
um. Du kannst dich ja kaum wehren.
Der Zeitpunkt des Bekanntwerdens des Briefs während der 
Verhandlungen zwischen Porsche und Katar über einen Einstieg bei der 
Porsche Holding oder bei VW mittels des bei Porsche liegenden 
Optionspakets lässt den Schluss zu, dass es erneut Ferdinand Piëch 
ist, der zündelt, eventuell unterstützt von seinem loyalen 
VW-Vorstandschef Martin Winterkorn und Niedersachsens 
Ministerpräsident Christian Wulff. Damit bliebe die alte Stoßrichtung
die neue. Piëch will Porsche-Chef Wendelin Wiedeking absägen und das 
Übergewicht des Porsche-Clans beim Sportwagenbauer brechen. Wiedeking
und Wolfgang Porsche wiederum kämpfen um Macht- und Porsche-Erhalt. 
Das wird keiner unbeschadet überstehen. Die Vorzugsaktionäre bei 
Porsche oder bei VW interessieren ohnehin nicht mehr.
Übernahmeschlachten werden mit harten Bandagen geführt. Wie sich 
die Protagonisten in diesem Fall aufführen, hat aber wenig mit 
erwachsenem Verhalten gemein. Und es beschädigt das Image beider 
Unternehmen, selbst wenn die Aktienkurse dies noch nicht zeigen.
So wird auch der Investitionsstandort Deutschland nicht gestärkt. Was
mögen Scheichs denken, die ihre Öl- und Gasmilliarden aktuell oder in
Zukunft hier anlegen wollen? Sie werden einen weiten Bogen um 
Deutschland machen, wenn ihnen der Kollege aus Katar erzählt, wie es 
hier zugeht.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0

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