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Börsen-Zeitung: Woche der Wahrheit, Kommentar zu den Aktienmärkten von Thorsten Kramer

Frankfurt (ots)

Europas Aktienmärkte stehen vor einer
wegweisenden Handelswoche. Insbesondere in den Vereinigten Staaten 
haben einige große Namen aus dem Unternehmenssektor die 
Veröffentlichung ihrer Quartalsberichte angekündigt, von denen 
Investoren wichtige Signale für die Entwicklung der 
Unternehmensgewinne insgesamt erwarten. Überraschen diese Berichte 
überwiegend positiv, dürfte die inzwischen fünf Wochen anhaltende 
Abwärtsbewegung an den Börsen auslaufen, denn die Konsolidierung ist 
vor allem im Zusammenhang mit Gewinnmitnahmen vor der Berichtssaison 
zu sehen. Überraschen die Berichte dagegen überwiegend negativ, dann 
werden die Indizes mit erhöhtem Tempo weiter abwärts tendieren.
Marktbeobachter zeigen die Zuversicht, dass es nicht zu dem 
Negativszenario kommen wird. Denn der Konsens hat sich auf einen 
kräftigen durchschnittlichen Gewinnrückgang der größten im S&P500 
notierten US-Konzerne von 34% eingestellt. Dies, so lautet die 
Hoffnung, gibt vielen Unternehmen die Chance, positiv zu überraschen.
Gestützt wurde diese Sicht gleich zu Beginn der Berichtssaison am 
zurückliegenden Mittwochabend, als der Aluminiumkonzern Alcoa zwar 
einen Verlust meldete, dieser aber bei weitem nicht so heftig ausfiel
wie befürchtet. Analysten und Investoren werteten das Zahlenmaterial 
daher umgehend als ein weiteres ermutigendes Zeichen für eine 
allmähliche Erholung der Konjunktur. Davon profitierten nicht zuletzt
die Kurse an Europas Börsen.
Finanzwerte im Fokus
Mit der größten Anspannung blicken Marktteilnehmer - wie schon vor
drei Monaten, als die Gewinne im Schnitt um 33% einbrachen - erneut 
den Bilanzen aus dem angeschlagenen US-Finanzsektor entgegen. Mit 
Goldman Sachs, JPMorgan Chase, Bank of America und Citigroup werden 
von Dienstag an gleich vier der renommiertesten Adressen einen Blick 
in die Bücher gewähren. Der Konsens hat sich lediglich bei der 
Citigroup auf ein rückläufiges Ergebnis eingestellt, das demnach aber
nicht so stark fallen wird wie noch im Vorjahreszeitraum. Von den 
übrigen drei Banken erwartet der Markt einen kleineren Gewinn als 
noch vor einem Jahr - aber immerhin einen Gewinn. Für den gesamten 
Sektor sagen Analysten einen Gewinnrückgang um 50% voraus.
Außerhalb des Finanzsektors werden zunächst die Daten von Intel im 
Mittelpunkt des Interesses stehen. Sie dürften wegen der starken 
Marktstellung des weltgrößten Chipkonzerns ein Schlaglicht auf den 
gesamten Technologiesektor werfen. Zudem werden in Europa Philips und
Nokia Quartalszahlen präsentieren. Und wenn vor dem Wochenende 
General Electric Bilanz zieht, wird dies den Akteuren einen guten 
Eindruck von der Entwicklung in vielen klassischen Industrien 
vermitteln, denn der US-Mischkonzern ist einer der größten der Welt 
und in vielen Segmenten des Marktes sehr gut aufgestellt.
Wichtige Signale
Alles in allem werden die nun zur Veröffentlichung anstehenden 
Quartalszahlen den Investoren also ein sehr gutes Gefühl dafür 
vermitteln, wie sich die Unternehmensgewinne entwickeln und wie der 
weitere Verlauf der Berichtssaison zu erwarten ist. Fällt dieses 
Zwischenfazit positiv aus, wird das den Märkten einen spürbaren 
Impuls verleihen. Denn wegen der Sorge um die Firmengewinne blieben 
zuletzt positive Konjunkturdaten aus den USA und Europa wie etwa der 
Anstieg der Auftragseingänge für die deutsche Industrie an den Börsen
weitgehend ohne Wirkung. Es waren aber wichtige Daten, die 
letztendlich die durch den Anstieg der Sentimentindikatoren geweckten
Konjunkturhoffnungen ganz eindeutig verstärken.
Wie nachhaltig ein durch die Firmenergebnisse erfolgter Impuls für 
die Aktienmärkte sein kann, werden insbesondere die Ausblicke 
entscheiden, die die Vorstände den Aktionären mit Vorlage der Zahlen 
geben. Bis zuletzt blieben diese Prognosen zumeist sehr zurückhaltend
oder gar pessimistisch - wenn sich die Manager überhaupt trauten, 
eine Perspektive aufzuzeigen. Deshalb wird es nun interessant sein zu
beobachten, ob die jüngsten positiven Konjunkturdaten hier zu einer 
Veränderung führen. Zeigen die Unternehmer mehr Mut, könnte dies 
nicht zuletzt die Erwartungen für das folgende Quartal aufhellen. Für
die S&P500-Unternehmen rechnet der Konsens hier im Moment mit einem 
Gewinnrückgang von 21%.

Pressekontakt:

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Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0

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