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Börsen-Zeitung: Das Oppenheim-Mysterium, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Kapitalnot des Bankhauses Sal. Oppenheim

Frankfurt (ots)

Die Kapitalnöte, die das Bankhaus Sal. Oppenheim
nach 220 Jahren zur Aufgabe seiner Unabhängigkeit zwingen, sind 
einigermaßen mysteriös. Im April wiesen die Luxemburger eine 
angeblich "fast ausschließlich Kernkapital" darstellende 
Eigenkapitalquote von 12% aus. Das ist so schlecht nicht in diesen 
Zeiten. Der potenzielle Oppenheim-Käufer Deutsche Bank kommt aktuell 
auf eine Kernkapitalquote von 11%. Ein Vergleich von Äpfeln und 
Birnen? Dann schauen wir uns ein paar artverwandte Privatbankiers an:
Das Bankhaus Metzler ist mit gut 15% Kernkapital sogar unter 
seinesgleichen gewiss eine Ausnahmeerscheinung. Aber Berenberg, 
ebenfalls eine ganz feine, auch im Krisenjahr 2008 sehr erfolgreiche 
Adresse, kommt mit 12% bestens über die Runden. Das durch den 
Wertverfall der Aareal-Beteiligung gebeutelte Bankhaus Lampe lag mit 
seiner Kapitalausstattung 2008 unter der Oppenheim-Quote und ist doch
allem Anschein nach Lichtjahre davon entfernt, in existenziellen 
Schwierigkeiten zu stecken. Gleiches gilt für die prima geführte 
Warburg Bank mit ihrer Gesamtkennziffer nicht weit über 10%.
Was machen all diese Häuser richtig, das Sal. Oppenheim falsch 
macht? Die von der Deutschen Bank finanzierte Eigenmittelzufuhr von 
300 Mill. Euro konnte offenbar nicht bis zum Abschluss der Gespräche 
über eine Partnerschaft warten. Es fällt auf, dass Oppenheim nach 
dieser Stärkung ein Eigenkapital von 2,1 Mrd. Euro ausweist. Gut 2 
Mrd. Euro sollen es aber schon im April gewesen sein. Mithin müssten 
seither um die 200 Mill. Euro verbrannt worden sein. Womit? Die 
kritischen Industriebeteiligungen (Arcandor, IVG) sind längst in eine
Familienholding ausgegliedert, gerade damit sie die Bankbilanz nicht 
mehr belasten. Überhaupt, so tat die Führung des Geldhauses vor kaum 
mehr als 100 Tagen kund, seien mit dem ersten Verlust in der 
Nachkriegszeit (wobei das Minus 2008 mit 117 Mill. Euro für sich 
genommen ja auch alles andere als eine erschreckende Dimension hatte)
sämtliche Belastungen verarbeitet. Und, so wörtlich, "der Deckel ist 
drauf auf den Risiken".
Wenn das die ganze Wahrheit gewesen sein soll, muss seither - bei 
sich erholenden Kapitalmärkten! - irgendetwas extrem schiefgelaufen 
sein. Leichen im Keller gefunden, die man damals übersehen hatte oder
übersehen wollte? Die Deutsche Bank wird bei der Due Diligence im 
Oppenheim-Keller sehr genau hinschauen, um dem Mysterium auf die Spur
zu kommen.
(Börsen-Zeitung, 12.8.2009)

Pressekontakt:

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