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Neue Westfälische: KOMMENTAR Türkei und die Kurdenfrage Günstige Gelegenheit THOMAS SEIBERT, ISTANBUL

Bielefeld (ots)

Versuche zur Beilegung des Kurdenkonflikts in
der Türkei hat es schon viele gegeben. Lange Zeit versuchte Ankara es
mit dem Dampfhammer - militärischer Druck, Sprachverbote, 
Gefängnisstrafen. Mittlerweile dämmert es den Verantwortlichen in der
Hauptstadt, dass das Problem damit nicht gelöst werden kann. 
Bemerkenswert ist, dass Regierung und Armee bei der Suche nach neuen 
Lösungen jenseits der rein militärischen Option an einem Strang 
ziehen und auch die Bevölkerung hinter sich wissen: Die Türken haben 
den Krieg satt.
Auch auf kurdischer Seite setzt sich die Erkenntnis durch, dass trotz
des seit zweieinhalb Jahrzehnten anhaltenden Guerillakrieges und 
trotz 40.000 Todesopfern die Maximalforderungen der PKK-Rebellen 
nicht zu verwirklichen sind. Die Rebellen haben deshalb auf das Ziel 
eines eigenen Kurdenstaates verzichtet.
Die Gelegenheit für ein friedliches Ende des Kurdenkonflikts ist also
günstig. Einfach wird der Weg dorthin trotzdem nicht sein. Nach wie 
vor bleibt der türkische Staat dabei, dass er nicht mit der als 
Terrorgruppe eingestuften PKK verhandeln wird. Um die politischen 
Fragen zu klären, muss er das auch nicht.
Es reicht, wenn Ankara der eigenen kurdischen Bevölkerung und der 
Kurdenpartei DTP zuhört. Die PKK wird aber dann ins Spiel kommen, 
wenn es um eine endgültige und nachprüfbare Entwaffnung der Rebellen 
gehen wird. Vielleicht könnten sich die Türken dabei am Beispiel 
Nordirland orientieren.
Kurzfristig wird es vor allem darauf ankommen, durch mutige 
politische Schritte und einen wirtschaftlichen Aufbau dem 
Kurdengebiet das zu geben, was dort seit Jahrzehnten fehlt: Hoffnung.
Die Unterstützung für die PKK wird in dem Maße abnehmen, wie 
politische, soziale und wirtschaftliche Errungenschaften wachsen. 
Wenn man erst einmal einen Arbeitsplatz, ein Kind auf der Universität
und ein eigenes Auto hat, schließt man sich nicht mehr ohne weiteres 
den Rebellen in den Bergen an.

Pressekontakt:

Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de

Original content of: Neue Westfälische (Bielefeld), transmitted by news aktuell

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