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Börsen-Zeitung: Gipfel des Populismus, Kommentar zum Konjunkturgipfel von Claus Döring

Frankfurt (ots)

Deutschland steckt im Kreditklemmenfieber.
Leider gibt es dagegen noch keinen Impfstoff. Angesichts der geradezu
epidemischen Verbreitung und der Ansteckungsgefahr, die allein schon 
vom Wort "Kreditklemme" ausgeht, wäre eine Massenimpfung nötig. Denn 
der Begriff vernebelt die Sinne, vorzugsweise von Politikern und 
Verbandsoberen, und führt zu Halluzinationen. Wie jener, dass 
vernünftig geführte Unternehmen mit solidem Geschäftsmodell keine 
Kredite mehr erhielten. Und dass Banken sich verweigern und derzeit 
lieber in Liquidität ertrinken, als sie in Gestalt von Darlehen an 
Firmenkunden auszureichen. Dass alle verfügbaren Daten gegen die 
Existenz einer Kreditklemme sprechen, kümmert die Infizierten nicht. 
Denn sie sehen ein Gespenst, das, wenn nicht jetzt, dann im Frühjahr 
den Aufschwung bremsen wird.
Zu den Nebenwirkungen des Kreditklemmenfiebers gehört, dass damit 
auch der Schuldige schon feststeht, falls es mit dem 
Konjunkturaufschwung im nächsten Jahr nicht klappt: wieder die 
Banken. Erst haben sie die Welt in die Krise gestürzt, und jetzt 
verhindern sie auch noch den Aufschwung.
Gottlob haben wir eine handlungswillige Regierung. Sie ist erprobt
im Aufbauschen und Lösen von Problemen. Nach Schweinegrippe und 
Kundus-Affäre wird sie auch die angeblich drohende Kreditklemme in 
bewährter Weise bewältigen: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Bei wem 
es dann noch klemmt, der möge sich an den Briefkastenonkel - pardon: 
Kreditmediator - wenden, den die Bundesregierung und in 
vorauseilendem Gehorsam auch die teilstaatliche Commerzbank jetzt 
ernannt haben.
Ausgerechnet eine bürgerliche Regierung mit einem "liberalen" 
Wirtschaftsminister will in die Preisgestaltung eines unbestritten 
von Wettbewerb geprägten Marktes eingreifen, beziehungsweise erweckt 
zumindest den Anschein, dieser Markt benötige staatliche 
Preisaufsicht. Den Banken mit staatlichen Eingriffen zu drohen, mag 
populär sein, und Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle ließ 
schon früher nie eine Chance zu populistischer Pose an sich 
vorbeiziehen. Wenn der Staat aber mit weiteren Garantien - sei es für
die Verbriefung von Krediten an Investoren oder direkt für 
Unternehmen - einspringt, droht die Spirale in die Staatswirtschaft, 
sobald die Konjunktur einbricht. In der Klemme säße dann der 
Steuerzahler.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

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