Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Offenen Brief der Eltern von Tim K.
Bielefeld (ots)
Das war ein erster Schritt. Er hat lange auf sich warten lassen. Doch nun müssen weitere folgen. Festzuhalten ist: Die Familie des Amokläufers von Winnenden kommt mit ihrem Brief zunächst einmal vielen Bedürfnissen nach. Zuallererst ist da das Bedürfnis nach Anteilnahme, das vor allem die Freunde und Hinterbliebenen der Opfer haben. Zum anderen verlangt die erschütterte Gesellschaft, dass jemand Mitverantwortung für das Geschehene übernimmt. Schließlich musste aber auch die Familie K. selbst den Wunsch verspüren, ihrer Umwelt die eigene Rolle in dieser Tragödie zu erläutern - selbst wenn dabei der Verweis auf die vermeintliche eigene Machtlosigkeit im Mittelpunkt steht. Sie hätten Tims Hass nicht bemerkt, lassen Vater und Mutter auch im Namen ihrer Tochter mitteilen. Sie hätten ihn anders gekannt. Eine normale Familie seien sie gewesen. Es gibt keinen Grund, den Eltern ihre Bestürzung über die Tat ihres Sohnes nicht zu glauben. Das gilt auch für ihr Mitgefühl gegenüber den Opfern. Menschen müssen sich über Unfassbares austauschen, um es fassen zu können. Deshalb ist zunächst einmal jede Äußerung besser als weiteres Schweigen. Doch in ihrem Haus fand ihr Sohn wohl alles, was er brauchte, um ein Massaker anzurichten. Die Eltern werden sich deswegen Vorwürfe machen, Waffen mit anderen Augen sehen. Warum sagen sie es nicht? Auch das würde vielen Menschen helfen.
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