Börsen-Zeitung: Spielball Irland, Kommentar zur geglückten Anleiheauktion von Carsten Steevens
Frankfurt (ots)
Vielleicht zieht die Karawane ja weiter und knöpft sich nach Griechenland, Spanien und jetzt Irland als nächstes - sagen wir - Portugal als Spielball vor. Es darf aber gewettet werden: Bevor am 19. Oktober für die Regierung in Dublin die nächste Anleihenauktion ansteht, wird unter den Krisenländern der Eurozone erneut der ausgelaugte "keltische Tiger" zum bevorzugten Ziel spekulativer Attacken.
Kein Zweifel: Die gestrige Emission zweier Schuldpapiere, mit der 1,5 Mrd. Euro eingeworben werden konnten, war ein Erfolg - zumindest dann, wenn man die Sorgen um die Kapitalmarktfähigkeit Irlands in den vorangegangenen Tagen zum Maßstab nimmt. Der Risikoaufschlag zehnjähriger irischer Anleihen gegenüber den Referenztiteln des Bundes, der vor der Platzierung noch Rekordwerte über 400 Basispunkte erreichte, schrumpfte nach der Transaktion deutlich unter diese Marke. Befürchtungen, der hochdefizitäre Inselstaat werde die Rettung des Bankensektors nicht allein stemmen können und müsse bei schleppender konjunktureller Erholung Finanzhilfen der Europäischen Union oder des Internationalen Währungsfonds in Anspruch nehmen, haben sich damit als übertrieben herausgestellt. Irland zieht weiter Investoren an - dank deutlich gestiegener Renditen sogar in Scharen.
Für die irische Regierung müssen die hohen Refinanzierungskosten jedoch Anlass zur Sorge sein. Zwar sind die Liquiditätsanforderungen inzwischen bis Mitte 2011 erfüllt, wie der Schuldenmanager des Landes mitteilt. Und die im Vergleich mit Griechenland vor rund einem halben Jahr noch komfortable Finanzlage Irlands wurde zuletzt von der Investorengemeinde offenbar auch weitgehend verdrängt. Doch ist der Staat an der Eurozonen-Peripherie gerade jetzt darauf angewiesen, dass die Konjunktur Fahrt aufnimmt.
Wenn die Regierung wie geplant im Oktober eine von Investoren geforderte Kostengrenze für die Stabilisierung des Bankensektors beziffert, wird sie damit auch eine Wette eingehen, dass Irland nicht wieder in die Rezession abrutscht. Die Glaubwürdigkeit an den Kapitalmärkten wird damit aufs Spiel gesetzt. Weil aber Ratingagenturen wie Standard & Poor's mit pessimistischen Einschätzungen Druck ausüben und das Investorenvertrauen zurückgewonnen werden muss, wird Dublin kaum vermeiden können, mit zusätzlichen Einsparungen der Ausweitung des Haushaltsdefizits zu begegnen.
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