Börsen-Zeitung: Der konservative Weg, Kommentar von Antje Kullrich zum Spin-Off bei der Bayer-Chemietochter Lanxess
Frankfurt (ots)
Mit dem angekündigten Spin-off von Lanxess hat sich der Bayer- Konzern für die einzige realistische Option zum jetzigen Zeitpunkt entschieden. Ein IPO wäre zu einem Vabanquespiel mit der Hoffnung auf ein aufgehelltes Kapitalmarktumfeld bis Anfang 2005 verkommen.
Der konservative Weg, den der Vorstand in Leverkusen gewählt hat, wird die Bayer-Aktionäre freuen. Sie haben künftig zwei Aktien mit unterschiedlichem Fokus im Portfolio auf der einen Seite das chancenreiche Papier mit den forschungsintensiven, innovativen Inhalten Gesundheit, Ernährung und hochwertige Materialien, auf der anderen Seite die eher defensivere Aktie mit klassischem Chemiegeschäft. So kann die Anlageentscheidung der Aktionäre noch differenzierter ausfallen. Zudem ist zu erwarten, dass der summierte Wert beider Papiere höher sein wird als die Notierung der heutigen Bayer-Aktie, die bekanntlich unter ihrem Konglomeratsabschlag leidet.
Beruhigen dürfte die Aktionäre auch, dass Spin-offs in der Chemieindustrie eine lange Tradition haben. Das Beispiel Celanese gilt als Vorbild für den Bayer-Deal und macht angesichts der ordentlichen Entwicklung der Aktie Mut.
Die Alternativen jedenfalls hätten den Anteilseignern deutlich weniger geschmeckt, denn bei einem Verkauf oder IPO hätte an erster Stelle das Unternehmen Kasse gemacht. Es wäre wohl kaum zu erwarten gewesen, dass Bayer seine Aktionäre mit einer Sonderausschüttung auch nur annähernd in der Höhe des eingenommenen Erlöses beteiligt hätte.
Ob die Lanxess-Aktie letztlich ein Erfolg wird? Das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt schwer zu beurteilen. Zu wenig ist über die Strategie des künftig vollkommen selbständigen Chemiekonzerns bisher bekannt. Wird er nachhaltig expandieren? Plant der Vorstand eine Umgestaltung des Portfolios? Immerhin nehmen Produkte, die insgesamt 30% des Umsatzes repräsentieren, keine Top-Positionen im Markt ein.
Lanxess hat bisher alles andere als Vorschusslorbeeren geerntet. Sicher hat der Abschluss 2003, in dem für die Chemieaktivitäten wie auch im gesamten Konzern ein riesiger Verlust ausgewiesen wurde, nicht gerade Euphorie ausgelöst. Auch gelten die Produkte als reif und die Aktie als ziemlich fantasielos. Doch Bayer hat im vergangenen Jahr seine Bilanz umfassend bereinigt und damit auch die Voraussetzung geschaffen, Lanxess einen fairen Start zu ermöglichen. Zudem gelten die in der Abspaltung zusammengefassten Geschäfte als extrem konjunktursensibel. Lanxess könnte also bald auch wieder ordentlich Geld verdienen und so vielleicht wirklich in die Fußstapfen von Celanese treten.
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