Börsen-Zeitung: T-(Plus)Punkte, Kommentar zum Telekom-Halbjahresergebnis von Heidi Rohde
Frankfurt (ots)
Die Deutsche Telekom sammelt Pluspunkte am Kapitalmarkt. Nach einem etwas schleppenden Jahresauftakt hat das Geschäft im zweiten Quartal an Dynamik gewonnen und positioniert das Unternehmen wie versprochen als wachstumsstärksten integrierten Telekommunikationskonzern in Europa. Die Bonner verdanken dies angesichts eines konjunkturell nach wie vor schwachen Umfeldes hierzulande einmal mehr ihrer rapide wachsenden US-Tochter. Sie profitiert von der Konsolidierung im dortigen Markt und hat inzwischen die als kritische Größe erachtete Kundenzahl von 15 Millionen überschritten.
Der Teilnehmerzuwachs in den USA ist umso bedeutender, als dort ein stattlicher monatlicher Durchschnittsumsatz (ARPU) von 55 Dollar erzielt wird. Dagegen nimmt sich der ARPU in Europa fast überall, besonders aber in Deutschland, geradezu kümmerlich aus. Hier sind die monatlichen Durchschnittseinnahmen von 23 Euro bei T-Mobile trotz Gegenmaßnahmen im Jahresvergleich noch immer leicht rückläufig. Die Misere trifft die Telekom-Tochter zwar nicht allein. Aber im Gegensatz zum großen Konkurrenten Vodafone hat der deutsche Markt für T-Mobile noch immer ein stärkeres Gewicht. Da ist die Kompensation aus dem US-Geschäft hochwillkommen.
Mit einem ganz ausgezeichneten Konzernüberschuss (Ricke) hat das Unternehmen auch formal den Boden für die angekündigte Wiederaufnahme der Dividendenzahlung bereitet. Aber indem sich der Vorstand über die Größenordnung der Ausschüttung für 2004 und auch über die künftige Dividendenpolitik nach wie vor bedeckt hält, hat er die Chance vertan, die T-Aktie von einem Belastungsfaktor zu befreien.
Die Telekom ist im Kreise ihrer europäischen Wettbewerber mit Aussagen zur Gewinnverwendung und Ausschüttungspolitik spät dran, obwohl sie ihre Bilanzsanierung in keineswegs schwächerem Tempo erfolgreich abgeschlossen hat. Die Konkurrenten haben neben der Wiederaufnahme einer substanziellen Dividendenzahlung vielfach voluminöse Aktienrückkaufprogramme angekündigt. Es wird den T- Aktionär freuen, dass der Telekom-Vorstand ein Solches immerhin nicht mehr grundsätzlich ausschließt. Denn ein Rückkauf könnte sowohl mit Blick auf den noch immer bedeutenden Aktienüberhang als auch angesichts der drohenden Platzierung von weiteren Papieren aus Bundesbesitz durch die KfW für die Anteilseigner eine Wohltat sein, ganz abgesehen von dem Vorteil einer verringerten Zahl gewinnberechtigter Papiere, wenn die Telekom diese einziehen würde. Dies würde die T-Aktie über kurzfristige, von der Tageseuphorie motivierte Kurssprünge hinaus festigen.
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