Börsen-Zeitung: Die deutsche Bank, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Deutschen Bank, die den Heimatmarkt wieder stärker ins Visier nimmt.
Frankfurt (ots)
Willkommen in Deutschland! Die Deutsche Bank meldet sich im Firmenkundengeschäft an ihrem Heimatmarkt zurück. Und sie zeigt Demut vor ihren Kunden und denen, die es werden sollen. Auch die Konkurrenz sollte das ernst nehmen. Der neue Deutschland-Chef Jürgen Fitschen hat nicht nur ein paar Sprechblasen in die Welt gesetzt, um der Öffentlichkeit das in dieser Allgemeinheit sicher ungerechtfertigte Vorurteil von der Vernachlässigung des deutschen Mittelstandes auszureden. Nein, da bahnt sich eine echte Marktoffensive an.
Natürlich war die Deutsche Bank nie wirklich weg. Wäre sie voll und ohne Rücksicht auf den Heimatmarkt auf dem Globalisierungstrip gewesen, hätte sie heute in Deutschland nicht 750000 Geschäftskunden vom Bäcker bis zum größeren Mittelständler plus 12000 Kapitalmarkt- affine Kunden. Im Übrigen praktizieren ja längst viele dieser Unternehmen selbst Globalisierung und sind also darauf angewiesen, dass Banken sie ins Ausland begleiten. Aber das Institut hat wenn auch spät erkannt, dass hier ein Potenzial liegt, das es bisher bei weitem nicht ausgeschöpft und damit vielfach kampflos der Konkurrenz überlassen hat. Vor drei Jahren hatte die Bank ihre deutsche Firmenkundschaft ab 5 Mill. Euro Umsatz auf rund 70000 Unternehmensverbünde beziffert heute dürften es deutlich weniger sein. Das hat sicher wenig damit zu tun, dass die passenden Produkte gefehlt hätten, aber viel mit der Einstellung, mit der man auf diese Kunden zugegangen ist: wenn nicht arrogant, dann doch zumindest desinteressiert. Fitschen räumt das offen ein, wenn er sagt, es sei ein bisschen zu kurz gedacht, bei einer Kapitalerhöhung von 20 Mill. Euro (die wenig Ertrag bringt und viel Aufwand verursacht) zuerst die negativen Folgen für die eigene Cost-Income-Ratio zu sehen. So lässt man sich in der Tat Folgegeschäfte und Cross-Selling- Chancen durch die Lappen gehen.
Nun will die Deutsche Bank erklärtermaßen besser als bisher auf die Kundenbedürfnisse eingehen, im Service schneller werden und wieder deutlicher die Sprache des deutschen Marktes sprechen. Sie will Kredite proaktiv anbieten, noch bevor der Kunde danach fragt, und sie setzt sich selbst klare und kurze Fristen für Kreditentscheidungen. Nicht zuletzt: Sie baut dazu in Deutschland neue Kapazitäten auf (auch für eine breitere Abdeckung im Aktienresearch) und verlagert Kompetenzen hierher zurück. Kurz: Die Deutsche Bank wird wieder stärker zur deutschen Bank. So weit das Konzept. Doch man sollte sich nicht täuschen: Fitschen wird seinem starken und vielversprechenden Auftritt Taten folgen lassen. Und das ist gut für die Bank, für ihre Kunden und für den Standort Deutschland.
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