Börsen-Zeitung: Überzeugendes Debüt, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Jahresergebnis der Postbank
Frankfurt (ots)
Ein klarer Kauf. Diese Bewertung, die am 8. Juni vorigen Jahres an dieser Stelle zu lesen war, bezog sich auf das untere Drittel der ursprünglichen Preisspanne für das Postbank-IPO von 31,50 bis 36,50 Euro. Schon wer zu 31,50 gezeichnet hätte, wäre bei einem Kursplus von 13,8% bis zum Xetra-Schluss am Montag gut bedient gewesen, etwa im Vergleich zum Postsparbuch. Doch aus Anlegersicht kam es ja noch viel besser: Nach dem beispiellosen Preispoker zwischen Verkäufer und Investoren, an dem der Börsengang fast gescheitert wäre, kam die DPB-Aktie schließlich zu 28,50 Euro an den Markt. Das bedeutet aktuell fast 26% Kursgewinn in etwas mehr als acht Monaten. Beim Jahreshoch hatte der MDax-Wert zwischenzeitlich sogar das obere Ende der später reduzierten Preisspanne getoppt. Seit der Erstnotierung am 23. Juni hat die Postbank-Aktie fast alle neun Mitglieder ihrer Vergleichsgruppe von Alliance & Leicester über Royal Bank of Scotland bis Unicredito überwiegend deutlich abgehängt und obendrein alle relevanten Vergleichindices ebenfalls klar hinter sich gelassen. Es gab fürwahr schon schlechtere Geldanlagen.
Ungeachtet der alten Börsenweisheit, dass an Gewinnmitnahmen noch niemand gestorben ist, sollte auch das Zahlenwerk für 2004 die Anleger bei Laune halten. Die von Postbank-Chef Wulf von Schimmelmann wohl etwas sehr konservativ in Aussicht gestellte Steigerung des Vorsteuergewinns um 15% wurde um fast 11 Prozentpunkte übertroffen, und das erzielte Ergebnis hatte nicht einmal der optimistischere Durchschnitt der Analystenzunft auf der Rechnung. Es gibt offenbar noch nachhaltige Erfolgsgeschichten am leidgeplagten Standort Deutschland. Diese hier wäre mit dem Wort Retail treffend überschrieben.
Bei ihrem Debüt als börsennotierte Gesellschaft überzeugt die Postbank auch in den Details des Jahresabschlusses. Klar, wer unbedingt will, findet immer ein Haar in der Suppe: den gesunkenen Zinsüberschuss, das schwache Handelsergebnis im vierten Quartal oder die erhöhte (freilich weiterhin überschaubare) Risikovorsorge. Doch das ändert alles nichts am positiven Gesamteindruck. Die Postbank spart sich nicht kaputt, sondern profitiert vor allem von ihrer wachsenden Ertragsseite. Und für die wahre Veränderung der Ertragsstärke ist die Steuerposition (+41%) bei Banken meist ein verlässlicher Indikator.
(Börsen-Zeitung, 1.3.2005)
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