Börsen-Zeitung: Das Bollwerk Fazio bröckelt, Kommentar zum Abschottungskurs der italienischen Kreditwirtschaft von Markus Frühauf
Frankfurt (ots)
Seinen Kurs, die italienische Kreditwirtschaft abzuschotten, kann Italiens Notenbankchef Antonio Fazio kaum durchhalten. Erst recht nicht, nachdem die spanische Großbank BBVA ihren Hut in den Ring geworfen hat. Ihr ist die Übernahme der römischen Banca Nazionale del Lavoro 6,4 Mrd. Euro wert. Es ist davon auszugehen, dass die niederländische ABN Amro nachziehen wird und für die im Norden Italiens präsente Antonveneta 7 Mrd. Euro bieten wird.
Ob Italiens oberster Bankenaufseher nun seinen Daumen hebt oder senkt, ist ins Rampenlicht der europäischen Öffentlichkeit gerückt. Seine Politik, den Einfluss der Auslandsbanken auf die italienische Kreditwirtschaft so gering wie möglich zu halten, wird zunehmend kritisiert. Das ist auch in der Regierung angekommen. Konnte Fazio bislang noch auf die Unterstützung des Kabinetts von Ministerpräsident Silvio Berlusconi zählen, scheint nun der Druck des Brüsseler Wettbewerbskommissars Charlie McCreevy auch hier Wirkung zu zeigen. Nicht anders ist es zu erklären, wenn der italienische Finanzminister Domenico Siniscalco jetzt erklärt, gegen Übernahmeofferten von BBVA und ABN Amro sei nichts einzuwenden. Die italienischen Bankkunden dürften frischen Wind am Schalter durchaus begrüßen. Denn sie zahlen im Retail Banking um 20 bis 30% höhere Gebühren als die Kunden spanischer oder niederländischer Institute. Auch der Unternehmerverband plädiert dafür, dass der Markt entscheiden soll.
In Italien spricht derzeit einiges dafür, dass Fazios Bollwerk bröckelt. Doch erfolgreiche Übernahmeofferten von BBVA und ABN Amro werden kaum der Startschuss für die vielerorts geforderte grenzüberschreitende Konsolidierung in Europas Bankenlandschaft sein. Dieser stehen noch immer kulturelle und politische Hürden entgegen. Ob die Übernahme der britischen Abbey National durch die spanische SCH wirklich erfolgreich sein wird, ist eine Frage, deren Antwort noch aussteht.
Während in Italien die Abschottung des Marktes mit Fazio quasi personalisiert ist, sind in Deutschland säulenübergreifende Fusionen und Übernahmen nicht möglich. Die Drei-Säulen-Struktur begrenzt zudem den Marktanteil der privaten Banken auf ein Fünftel. Mit einer Akquisition ist für eine Auslandsbank auf dem deutschen Retail-Markt nicht viel Staat zu machen.
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