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Boersen-Zeitung: Gestörte Machtbalance, Kommentar zu den Anteilsverkäufen bei EADS von Stefan Kroneck

Frankfurt (ots)

Mit dem Abbau ihrer Anteile am Luftfahrt- und
Rüstungskonzern EADS vollziehen DaimlerChrysler und Lagardère einen 
Schritt, der längst überfällig war. Aus Sicht des Marktes ist dies zu
begrüßen, weil mit dem Verkauf der Streubesitzanteil auf knapp die 
Hälfte steigt. Dadurch erhöht sich die Liquidität der Aktie, was sich
positiv auf den Marktwert des Hightech-Konglomerats auswirken könnte,
das derzeit mit 26 Mrd. Euro bewertet wird.
Der Stuttgarter Autobauer erlöst nach der Transaktion mit 
geschätzten 2 Mrd. Euro Finanzmittel, die Vorstandschef Dieter 
Zetsche dringend braucht, um die Sanierung des angeschlagenen 
Kerngeschäfts voranzutreiben. Der französische Mischkonzern kann sich
nach dem Teilrückzug stärker auf seine Medienaktivitäten 
konzentrieren.
Ob aber in dieser neuen Konstellation die EADS-Führung mehr 
Handlungsspielräume gewinnt, ist fraglich. Das Gegenteil dürfte der 
Fall sein. Zwar verliert der Block der insgesamt vier Großaktionäre, 
die fast zwei Drittel des EADS-Kapitals auf sich vereinen, auf den 
ersten Blick an Gewicht. Die grundsätzliche Problematik des 
hochsensiblen deutsch-französischen Machtgefüges innerhalb des 
Unternehmens bleibt aber bestehen, weil die beiden industriellen 
Großeigner bekräftigten, "wesentliche" Pakete weiter halten zu 
wollen. Mehr noch: Nach dem Abbau gewinnt der französische Staat an 
Einfluss, weil er seine 15-Prozent-Beteiligung vorerst beibehält.
Das sorgsam austarierte Gleichgewicht zwischen Deutschen und 
Franzosen ist aber gestört, wenn sich die Macht zugunsten von Paris 
verschiebt. In dieser Gemengelage sind Konflikte programmiert, wie es
der zurückliegende heftige Streit um die Neubesetzung von 
Spitzenpositionen im Konzern verdeutlicht hatte, der zeitweise die 
Gesellschaft lähmte und im Wettbewerb mit Boeing zurückwarf.
DaimlerChrysler und Co-CEO Thomas Enders erlitten nun eine 
Niederlage, weil sie es nicht geschafft haben, den französischen 
Staat aus dem Unternehmen hinauszudrängen. Oder war das Festhalten am
unveränderten Staatsanteil der Preis dafür, dass EADS bei Thales 
nicht zum Zuge kam, an der Paris ebenfalls ein bedeutendes Paket 
hält? Jedenfalls hätte ein Einstieg von EADS beim Rüstungszulieferer 
die Position der französischen Seite im Kapital deutlich gestärkt. 
Dies wollten aber die Deutschen unbedingt verhindern.

Rückfragen bitte an:

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Telefon: 069--2732-0

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