Börsen-Zeitung: VW zuckelt, Kommentar zur Stategiepräsentation bei Volkswagen von Gottfried Mehner
Frankfurt (ots)
Wer von der jüngsten Strategiepräsentation bei Volkswagen große Aufschlüsse für den Fortgang der Neuausrichtung erwartet hatte, sieht sich getrogen. Neu waren lediglich die Durchsagen, dass das für 2008 anvisierte Ertragsziel vor Steuern von 5,1 Mrd. Euro lediglich ein Etappenziel ist, weil dann eben gerade die Kapitalkosten erzielt werden. VW hat aber bekanntlich den Ehrgeiz, eine Kapitalrendite vor Steuern von 9% - und damit eine Prämie - zu holen. Sehr löblich. Zuletzt wurde dieser Wert 2001 verwirklicht. Wir warten.
Nichts Neues gab es zum Verhandlungsstand bei der Abkehr von der 28,8-Stunden-Woche und der überfälligen Rückkehr zum Industriestandard von 35 Stunden, also der Wochenarbeitszeit, in der auch die meisten Käufer der Wolfsburger Produkte ihr Geld für Wagenkäufe ansparen. Die Gespräche mit der IG Metall beginnen am Freitag. VW-Lenker Bernd Pischetsrieder erwartet Ergebnisse nicht vor November.
Im Wolfsburg dieser Tage ist alles auf den Ausgang dieser Gespräche fixiert und blockiert. Man sollte nicht aufs Tempo drücken. vielleicht zahlt sich Geduld diesmal ja aus. Dieser Mobilitätskonzern tut sich schwer mit der eigenen Mobilität. Pischetsrieder ist zuzustimmen: Lieber ein gutes Ergebnis später als ein schlechtes früher.
Ansonsten laufen die Dinge wieder gut orchestriert ab: Das Land Niedersachsen als zweitgrößter Aktionär hinter Porsche säuselt etwas von der Versöhnung von Arbeit und Kapital, indem Ministerpräsident Christian Wulff darauf hinweist, dass für das Land Gewinnorientierung und Beschäftigungssicherung prinzipiell zwei gleichrangige Ziele wären. Also nichts von Nacharbeiten, weil bei VW zehn Jahre lang etwas schrecklich schief lief und versäumte Korrekturen jetzt umso tiefere Anpassungen erfordern. Das Kostendelta von 20% zum Wettbewerb kam doch nicht über Nacht!
Pischetsrieder, der als Dank für seine holperige Vertragsverlängerung ebenfalls diese Schalmeientöne anstimmte, setzte gestern noch einen drauf, indem er neben die Arbeitskostenquote von knapp 15% eine fast ebenso große Quote aus Kapitalkosten hin konstruierte. Die Wolfsburger Schönrednerei läuft also wieder auf 18 Zylindern. Vollmundig ist die Rede von "innovativer Arbeits- und Prozessorganisation". Dabei wären die Märkte schon äußerst begeistert, wenn VW bei den Arbeitskosten nur den Standard bringen würde.
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