Börsen-Zeitung: Verjüngte Postbank, Kommentar zur Strategie der Postbank und der personellen Verjüngung von Carsten Steevens
Frankfurt (ots)
Seit dem Börsengang im Juni 2004 den Kurs mehr als verdoppelt, in den Dax aufgestiegen, den Baufinanzierer BHW übernommen, der Konzernmutter Deutsche Post 850 Filialen abgenommen: Schlagzeilen hat die Postbank in den vergangenen drei Jahren so manche produziert. Eine neue kommt jetzt hinzu. Mit einem 43 Jahre alten Vorstandsvorsitzenden und einem sogar noch zehn Jahre jüngeren Finanzchef wartet von den im Leitindex notierten Unternehmen wohl kein anderes auf. Glatt könnten Wolfgang Klein und Marc Heß auch als Führungsduo eines Start-up-Betriebs durchgehen.
Neben der Verjüngung auf diesen zentralen Positionen von im Schnitt 58 auf 38 Jahre fällt aber noch etwas anderes auf: Die Tochter der Deutschen Post setzt auf Personal aus dem eigenen Haus mit Elan und Perspektive. Klein und Heß können wegen ihres Alters nicht als Zwischenlösung gelten. Das Institut signalisiert zugleich Kontinuität an der Spitze, und zwar - wie angenommen werden darf - keinesfalls aus der Not heraus. Um die beiden Posten in einem Unternehmen der ersten deutschen Börsenliga hätten sich wohl ohne größere Probleme auch externe Topmanager finden lassen.
Dass die Postbank, die erst seit 1995 über eine eigene Banklizenz verfügt, lieber aus den eigenen Reihen rekrutiert hat, ist ein Beleg für gewachsenes Selbstbewusstsein. Die Spuren einer staatsnahen verschlafenen Beamtenbank verwischen. Stattdessen fährt der Retail-Riese auf der Überholspur und gilt als Favorit von Investoren und Analysten. An diesem Rollen- und Imagewandel der Postbank haben der künftige Vorstands- und Finanzchef einen gehörigen Anteil.
Klar ist aber auch: Klein und Heß übernehmen keine leichten Aufgaben. Der vergrößerte Postbank-Konzern muss jetzt unter Beweis stellen, dass er in der Lage ist, erhöhte Schlagkraft in Erträge umzuwandeln. Ein Wachstum ohne Grenzen stellte der Mitte des Jahres ausscheidende Vorstandschef der Postbank im Herbst vorigen Jahres in Aussicht. Solche Prophezeiungen zum Abschied sollen als Ansporn dienen, sind aber auch gefährlich, denn sie können sich als Hypothek erweisen. Um am Kapitalmarkt wie in den vergangenen Jahren für Furore zu sorgen, wird es nicht reichen, jährlich möglichst viele Neukunden zu gewinnen. Ihren Bestandskunden muss die Postbank auch mehr Produkte verkaufen.
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