Börsen-Zeitung: Am Tropf der Politik Kommentar zu Ergebnis und Prognosen der Deutschen Post, von Lisa Schmelzer
Frankfurt (ots)
Die gute Nachricht zuerst: Im Geschäftsjahr 2006 hat die Deutsche Post erstmals mehr als die Hälfte des Ergebnisses (Ebit) außerhalb des Briefsegments erwirtschaftet. Die schlechte Nachricht: Immer noch steht das Briefgeschäft für 49,6% des operativen Gewinns. Und die politischen Unwägbarkeiten hinsichtlich des Briefmonopols führen dazu, dass eine Prognose zur weiteren Entwicklung dieser nach wie vor wichtigsten Sparte schwierig ist. Geht es um Wohl oder Weh des Briefgeschäfts hängt die Deutsche Post AG nach wie vor weitgehend am Tropf der Politik.
Da auch im Express- und Logistikgeschäft die Bäume nicht in den Himmel wachsen, verwundert der bescheidene Ausblick des Post-Managements für das laufende Geschäftsjahr nicht, auch wenn der drastische Kursrückgang am Dienstag das vermuten lässt. Vielmehr erscheint es immer ambitionierter, die für das Jahr 2009 gesteckten Ergebnisziele zu erreichen. Denn vor allem das Expressgeschäft hat bis zur Zielgröße von 1 Mrd. Euro noch einen weiten Weg vor sich, und dabei ist es schon fast nebensächlich, ob das US-Geschäft 2008 oder 2009 den Break-even schafft. Lediglich bei den Finanzdienstleistungen, die 2006 schon die für 2009 eingeplante Marke geschafft haben, könnte eine Anpassung nach oben möglich sein.
Am schwersten allerdings wiegt nach wie vor die Unsicherheit bei der Cash-cow Briefgeschäft. Fällt das Briefmonopol in Deutschland - wie bisher geplant - zum 1. Januar 2008, könnte in der Sparte Brief Berechnungen der Post zufolge 2009 eine Ergebnisdelle von 10 bis 20% die Folge sein. Allerdings wachsen derzeit die Widerstände gegen die weitere Öffnung des Marktes, weil sich Länder wie Frankreich und Italien gegen die von der EU-Kommission propagierte Öffnung zum 1. Januar 2009 sträuben. Und jahrelang alleine vorpreschen wollen weder Post-Chef Zumwinkel noch die deutsche Politik.
Dazu kommt, dass nach wie vor nicht klar ist, ob die Post, fällt das Monopol, dann auch Mehrwertsteuer bezahlen muss. Und ob sie dann im Gegenzug auf andere Art und Weise dafür entschädigt werden müsste oder dürfte, dass sie nach wie vor die sogenannten Universaldienste anbietet. Auf Unsicherheiten aber reagieren Investoren allergisch. Werden diese nicht schnell beseitigt, könnte die Talfahrt der Aktie Gelb am Dienstag erst der Anfang gewesen sein.
(Börsen-Zeitung, 21.3.2007)
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