Weser-Kurier: Kommentar von Joerg Helge Wagner zur Karlspreis-Verleihung
Bremen (ots)
Das Besondere an der diesjährigen Karlspreis-Verleihung ist, dass nicht so sehr der Geehrte im Mittelpunkt stand, sondern vielmehr drei eingeladene Regierungschefs: jene der Ukraine, Georgiens und Moldawiens. Damit hat der Preisträger, EU-Ratspräsident Herman van Rompuy, klug ein Signal in zwei Richtungen gegeben: in die Union hinein und über ihre Grenzen hinaus, vor allem nach Osten. Indem er die drei Premiers sagen ließ, was ihnen Europa bedeute, machte er den oft desinteressierten und missmutigen EU-Bürgern klar, was sie eigentlich von ihrer Gemeinschaft haben: Offenheit, Vielfalt, Freiheit, Wohlstand, Solidarität zwischen den Nationen. So zählte es der Moldawier Iurie Leanca auf, der eine verarmte frühere Sowjetrepublik regiert. Die "Eurasische Union", die am selben Tag von den drei Machthabern Putin (Russland), Lukaschenko (Weißrussland) und Nasarbajew (Kasachstan) gegründet wurde, ist für ihn keine Verheißung. Die drei stehen für Kontrolle, Repression und Dominanz sowie einen Wohlstand, der vor allem auf der Ausbeutung von Bodenschätzen beruht und zudem höchst ungleich verteilt ist. Davon haben die meisten Menschen im Osten die Nase voll: Die EU ist ihnen - trotz all ihrer Macken - das weitaus attraktivere Modell. Vielleicht dringt das Signal ja irgendwann auch durch die Mauern des Kreml.
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