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Weser-Kurier: Kommentar von Silke Hellwig zur Kritik der Pharmaindustrie

Bremen (ots)

Die Pharmaindustrie hat einen starken Arm, der ihr in Form verschiedener Interessensvertretungen gewachsen ist. Deren Mitarbeiter verstehen sich natürlich auf ihr Geschäft, sie vertreten die Interessen der Pharmaindustrie mit Verve. Das ist ihr gutes Recht. Die Frage ist nur, inwieweit man dabei in Kauf nimmt, die Hoffnungen Kranker auszunutzen. Denn laut Verband der forschenden Arzneimittelhersteller werden "Heilungsmöglichkeiten nicht ausgeschöpft", weil der Gesetzgeber zu sehr auf die Kosten schielt. Welchen Kranken sollte das nicht alarmieren? Er könnte womöglich einer von denen sein, die mit teuren, aber modernen Arzneimitteln geheilt werden, wenn die Bundesregierung nicht so knauserig wäre. Skandal! Tatsächlich kann man das nicht von vornherein nur als Lobby-PR abtun. Bekanntlich ist das Budget von niedergelassenen Ärzten gedeckelt. Wenn es ausgeschöpft ist, sehen sich Mediziner gezwungen, Untersuchungen mal ins nächste Quartal zu schieben und sehr teure Medikamente nicht zu verschreiben. Immer mal wieder erregen Fälle Aufmerksamkeit, bei denen sich Krankenkassen als unnötig hartherzig gezeigt und Leistungen verweigert haben. Einzelfälle, gewiss doch. Aber neben den Fällen, die publik werden, weil sich Patienten zur Wehr setzen, gibt es vermutlich eine weitere Anzahl unbekannten Ausmaßes, bei denen Patienten sich nicht zu helfen wussten. Allerdings ist auch die Pharmaindustrie nicht so selbstlos, wie sie offenbar glauben machen will: Die Unternehmen mögen - auch - ehrenwerte Motive haben, aber sie wollen auch Profit machen. Dieser Eigennutz ist nicht verwerflich. Aber auch hier gab es in der Vergangenheit bemerkenswerte Beispiele besonders ausgeprägten Eigennutzes (wieder Einzelfälle, sicher), bei denen sich zeigte, wie dreist Pharmakonzerne die Preise für Medikamente nach oben trieben. Das deutsche Gesundheitssystem gilt noch als eines der besten der Welt. Das unermüdliche Geschacher um Kosten bei Kassen, Ärzten, Kliniken, Pharmaindustrie wird es ruinieren - wenn auch noch der allerletzte Kassenpatient das Vertrauen verloren hat, dass man ihn zwar so effizient behandelt wie nötig, aber auf jeden Fall so gut wie nur irgend möglich.

Pressekontakt:

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Telefon: +49(0)421 3671 3200
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