Rheinische Post: Halbherzige Jagd auf bin Laden
Düsseldorf (ots)
Von Frank Herrmann
Drei Jahre lang verschonte Osama bin Laden die Welt mit seinen Video-Botschaften des Hasses. Jetzt meldet er sich wieder zu Wort, nicht zufällig kurz vor dem 11. September. Parallel dazu gibt der CIA-Chef eine ernüchternde Warnung heraus: Al-Qaida, heißt es, ist wieder fast so stark wie vor dem Tag des Infernos im Jahr 2001, an dem gekaperte Flugzeuge ins World Trade Center krachten. Das allein sagt viel darüber aus, was schief ging im "Krieg gegen den Terror". Spezialeinheiten hatten den Prediger der Gewalt schon im Visier, als er eingekesselt schien in den Höhlen von Tora Bora im Osten Afghanistans. Es war im Dezember 2001, bin Laden entwischte wie durch ein Wunder. Afghanische Stämme kassierten angeblich Millionen, um ihm ein Schlupfloch zu verschaffen. Seitdem hält sich das Gerücht, die Jagd auf Osama bin Laden sei schon damals nur eine halbherzige gewesen. In Washington war man bereits mit der Vorbereitung des Irak-Feldzugs beschäftigt. Das Ergebnis ist bekannt: Statt der Gemäßigten stärkten die USA die Radikalen der islamischen Welt. Die Terroristen schufen sich neue Trainingslager und nutzen längst nicht mehr nur die Abgeschiedenheit des Hindukusch als Rückzugs- und Ausbildungsgebiet. Höchste Zeit also, sich wieder einem effektiven Kampf gegen den Terror zu widmen.
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