Rheinische Post: Verdis Drohkulisse Kommentar Von Georg Winters
Düsseldorf (ots)
Eine Supermarkt-Kasse ist keine Lokomotive. Darum ist der Streik der Lokführer für die deutsche Wirtschaft viel brisanter als ein Arbeitskampf im Einzelhandel, und darum erregt er auch mehr Aufsehen. Im Handel haben die Verdi-Mitglieder bisher unter Ausschluss großer Teile der Öffentlichkeit die Arbeit niedergelegt, weil beispielsweise streikendes Personal an der Registrierkasse nahezu beliebig durch Aushilfen ersetzt werden konnte. Keine dankbare Rolle also für die Verhandlungsführer der Gewerkschaften, die seit geraumer Zeit um ein neues Vertragswerk ringen. Auch die Ankündigung von Streiks in der Vorweihnachtszeit entwickelt nur ein begrenztes Drohpotenzial, weil zwar einzelne Häuser mit vielen Gewerkschaftsmitgliedern unter dem Arbeitskampf leiden würden, aber das Geschäft der Branche nicht flächendeckend in Gefahr ist. Die Spätzuschläge sind der entscheidende Punkt. Für die Gewerkschaften bedeuten sie Besitzstandswahrung, für die Arbeitgeber im Zweifel höhere Kosten. Und die können sie nur schultern, wenn auch der Umsatz steigt. Andernfalls bleiben sie drauf sitzen. Für Preiserhöhungen ist im deutschen Einzelhandel nur wenig Spielraum.
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