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Rheinische Post: Skandal-Prozess

Düsseldorf (ots)

Von Godehard Uhlemann
Der Prozess gegen den deutschen Schüler Marco W. in der Türkei ist
zu einem Skandal geworden. Seit fast acht Monaten sitzt der 
Jugendliche hinter Gittern. Der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs 
einer 13-jährigen Britin ist bis heute nicht geklärt. Der Skandal ist
auch nicht, dass die türkischen Behörden ermitteln. Dazu sind sie 
verpflichtet. Auch die deutsche Justiz hätte einer solch 
schwerwiegenden Beschuldigung nachgehen müssen. Der Skandal ist, dass
bis heute keine schriftliche Aussage des Mädchens vorliegt. Der 
Prozess kann nicht mehr in einer vorurteilsfreien Art erfolgen. Wer 
will eigentlich Aussagen noch auf ihren Wahrheitsgehalt hin prüfen, 
die über ein halbes Jahr nach dem behaupteten Tathergang liegen? 
Außerdem muss die Möglichkeit bestehen, das Mädchen selbst zu 
befragen. Marco W. bestreitet den Vorwurf. Wiegt sein 
Unschuldsbekenntnis so wenig, dass man ihm nicht einmal bis zur 
abschließenden Klärung Haftverschonung gewährt? Die türkische Justiz 
ist verpflichtet, die Klärung des Falles zügig voranzutreiben. Doch 
das Gegenteil ist der Fall. Das Gericht setzt auf Zeit und bestraft 
einen Jugendlichen mit der überlangen Untersuchungshaft für etwas, 
von dem nicht feststeht, dass es überhaupt passiert ist.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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