Rheinische Post: Altes Land, junge Gewalt - Von REINHOLD MICHELS
Düsseldorf (ots)
Man könnte den Aufsehen erregenden Anstieg von Gewaltdelikten Jugendlicher mit bitterbösem Spott kommentieren: Das Land werde immer älter, seine Straftäter immer jünger. Doch mit Entsetzen darf man keinen Scherz, schon gar keinen Spott treiben. Ein Blick in die Medien im Allgemeinen und in diese Ausgabe der Zeitung im Besondern genügt für den Befund: Die Lage ist ernst, die Gewaltgeschichten sind grässliche Zeugnisse dafür, dass etwas faul ist im Staate Deutschland - und in Nordrhein-Westfalen als seinem Herzland auch.
Der NRW-Justizministerin ist kein Vorwurf zu machen, dass sie gestern im Stile aller politisch Verantwortlichen und letztlich wohl auch Hilflosen die Herausforderung der gesamten Gesellschaft durch die Gewaltexplosion unter Jugendlichen beschwor. Herausgefordert sind natürlich alle, die erwachsen sind und den Vorhalt modischer Schwätzer nicht scheuen, es sei bieder, sich mit Anstand durchs konfliktreiche Leben zu schlagen und gerade das auch von Heranwachsenden zu fordern. Nur, was nutzt das beste Vorbild von Eltern und Lehrern, wenn Jugendliche heute aus einem aberwitzig-exzessiven Medien-Angebot mit vermeintlicher Problemlösung durch Gewalt wählen können, als stünden sie am Kaufhaus-Wühltisch. Wenn diese Verführung nicht eingedämmt wird, wird die Statistik kaum besser.
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