Rheinische Post: Frankreich-Krawalle - Von MATTHIAS BEERMANN
Düsseldorf (ots)
Nun brennen wieder jede Nacht die Autos, öffentliche Gebäude werden verwüstet, Geschäfte geplündert. Frankreich droht eine Neuauflage der schweren Ausschreitungen, die das Land bereits 2005 an den Rand einer Staatskrise getrieben hatten. Es hat sich offenbar nichts geändert. Die Franzosen erleben einen makaberen Neuaufguss, bei dem der Mechanismus der Gewalt so zuverlässig funktioniert wie ein Schweizer Uhrwerk: Es kommt zu einem Zwischenfall, in den Polizisten und Jugendliche eines bestimmten Stadtviertels verwickelt sind. Dann verbreitet sich schnell der Verdacht, es handele sich um einen Übergriff der Staatsmacht. Aus einem Gefühl der Ungerechtigkeit heraus kommt es zu ersten "Racheakten". Und dann ist die Spirale der Gewalt kaum noch aufzuhalten.
Wenn jetzt erstmals auch mit scharfer Munition auf Polizisten geschossen wird, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Krawalle ihr erstes Todesopfer fordern. Man kann dem Staat nicht vorwerfen, wenn er gegen diesen Mob scharf durchgreift. Aber man muss den Regierenden den Vorwurf machen, lange Jahre die Augen vor dem sozialen Dynamit verschlossen zu haben, das sich da am Rand der großen Städte anhäufte.
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