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Rheinische Post: Fragwürdige Ethik Kommentar VON MARTIN KESSLER

Düsseldorf (ots)

Die Debatte um die Stammzellforschung braucht
Schärfe und Behutsamkeit. Das mag zunächst ein Widerspruch sein, 
ergibt sich aber folgerichtig aus der heiklen Materie. Behutsamkeit 
ist angebracht, wo Menschen unterschiedlicher Lager um ethische 
Grundsätze ringen. Was wiegt schwerer: die Heilungschancen bislang 
unheilbar Kranker oder das Recht des Embryos auf Leben? Für beides 
lassen sich ethische Gründe anführen. Doch genau diese Debatte muss 
scharf geführt werden. Wenn die Heilungsaussicht Todkranker den 
Vorrang genießt, dann ist die Stammzellforschung völlig freizugeben. 
Wenn nicht, muss eindeutig klargestellt werden, dass Eizellen nicht 
zum Zwecke der Forschung befruchtet werden dürfen. Das war beim 
bisherigen Stichtag der Fall. Bei der jetzt vom Bundestag 
beschlossenen Verschiebung dieses Stichtags ist das nicht mehr so 
klar. Bleibt es wirklich bei der Einmaligkeit, dann gilt das Gleiche 
wie für den ersten Stichtag. Die Stammzell-Linien sind ja bereits da.
Gleichzeitig birgt die erstmalige Verschiebung die Gefahr neuer 
Stichtage in sich. Das wäre gleichbedeutend mit einer völligen 
Freigabe. Der Damm des absoluten Embryonenschutzes in Deutschland 
wäre gebrochen.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

Original content of: Rheinische Post, transmitted by news aktuell

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