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Rheinische Post: Noch ein Krisengipfel? Kommentar VON SVEN GÖSMANN

Düsseldorf (ots)

In der deutschen Politik sind Entscheidungen
lange in kleinen Runden in verrauchten Hinterzimmern getroffen 
worden. Oder bei Spaziergängen unter Männerfreunden. Diese 
Entscheidungen waren nicht immer sach-, sondern oft auch nur 
machtgerecht. So muss es nicht von Nachteil sein, dass Angela Merkel 
seit ihrem Amtsantritt 2005 mit dieser Tradition gebrochen und eine 
relativ breite Beraterschar um sich versammelt hat. Es passt zu ihrem
nüchternen Regierungsstil, sich Rat zu holen und dann zu entscheiden,
allerdings leider auch oft genug nicht zu entscheiden. So entstand in
der Öffentlichkeit das Bild der zauberhaften, aber auch das der 
zauderhaften Angela. Wer aber zaudert, ist unsicher. Wer unsicher 
ist, möchte dennoch tatkräftig erscheinen. Merkel hat deshalb in 
einer modischen Unsitte der politischen Neuzeit eine von ihren 
Vorgängern ungekannte Meisterschaft erreicht. Nicht einmal der 
Autokanzler Schröder veranstaltete so viele Gipfel wie Merkel: Auto, 
Energie, Integration, Bildung, jetzt Finanzkrise  Berlin kennt bald 
mehr Gipfel als die Alpen. Die Ergebnisse waren jeweils dürftig; 
Runden wie der Krisengipfel zur Finanzkrise mit 30 
Interessenvertretern, die ihre vorbereiteten Erklärungen aufsagen, 
wecken nur überhöhte Erwartungen. Krisenjahre aber sind keine Zeiten 
für Runde Tische, sondern für entschlossene Führung.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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