Kommentar: Höchste Zeit für Klinik-Schließungen // von Antje Höning
Düsseldorf (ots)
Der Aufschrei ist groß: In vielen Kliniken fehlen Pflegekräfte und Ärzte. Dabei sind die Personalmindestvorgaben nicht Ursache der Misere, sie legen diese nur offen. Früher wurden unterbesetzte Stationen geduldet und ignoriert, heute müssen sie geschlossen werden. Gut so. Das ist gesünder für Patienten und zeigt ihnen auch, wie schlecht die deutsche Krankenhaus-Politik ist. Die Krise hat sich über Jahre aufgebaut, und sie hat viele Väter - Politiker in Bund, Ländern und Kommunen sowie die Klinikmanager selbst.
In Deutschland sind die Länder für die Sachinvestitionen zuständig und haben, auch in NRW, über Jahre ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Milliarden fehlen. Für marode Bettenhäuser, Viel-Bett-Zimmer und schlecht ausgerüstete OP-Säle können sich Bürger bei ihren Landesregierungen "bedanken". Die Bundespolitik scheut seit Jahren vor der grundlegenden Krankenhaus-Reform zurück. Gewiss: Seit Kliniken über Fallpauschalen statt über Verweildauer der Patienten bezahlt werden, sagt die Bettenzahl weniger aus. Klar ist aber auch, dass Deutschland zu viele Kliniken hat. Wenn die Politik endlich den Mut hätte, unrentable Häuser zu schließen, wäre das ein Gewinn für alle: Gelder und Personal würden konzentriert, Patienten würden nur noch in Kliniken mit viel Routine behandelt. Doch dagegen wehren sich Kliniken Hand in Hand mit ihren Kommunalpolitikern seit Jahren. Die Krankenhäuser sollten das Jammern ohnehin besser unterlassen: Wer Ärzte und Pflegekräfte halten will, muss ihnen faire Arbeitsbedingungen bieten. Dabei geht es nicht nur ums Geld, sondern auch um Flexibilität und Familienfreundlichkeit. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit konnten sich die Kliniken viel erlauben. Jetzt sitzen die Fachkräfte am längeren Hebel. Ein Grund mehr, die Kliniklandschaft endlich zu stutzen.
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