Kommentar
Gute App - leider nicht für alle = Von Jan Drebes
Düsseldorf (ots)
Auf die Corona-Warn-App ist die Bundesregierung mächtig stolz. Zwar ist die Entwicklung der Anwendung mit 20 Millionen Euro kein Schnäppchen gewesen, und interne Diskussionen haben die Veröffentlichung lange hinausgezögert - das Produkt kann sich jetzt aber sehen lassen. Und entfaltet die App tatsächlich die erhoffte Wirkung bei der Bekämpfung der Pandemie, waren die Entwicklungskosten sinnvoll angelegtes Geld. Gut ist, dass die hohen Datenschutzstandards, die Nutzer vor Missbrauch schützen sollen, aus Sicht von Experten ausreichend berücksichtigt wurden. Mit der Warn-App haben die beteiligten Unternehmen ein Produkt an den Start gebracht, das den internationalen Vergleich nicht scheuen muss und bezüglich der Sicherheit der Daten und der Freiheiten der Nutzer sogar den Standard für weitere Apps in anderen Ländern setzen könnte.
Doch der Nutzen der App steht und fällt mit der Zahl ihrer Anwender. Wie viele es genau sein müssen, kann niemand seriös beziffern. Klar ist: Es müssen möglichst viele sein. Das Problem: Die App funktioniert beispielsweise nur auf Apple-Geräten jüngerer Generationen. Besonders ältere Menschen, die sich vor Jahren ein iPhone gekauft haben und vielleicht nicht das Geld übrig haben oder nicht die Notwendigkeit für ein neues Gerät sahen, sind jetzt benachteiligt. Auch bei früheren Versionen von Googles Android-System gibt es Einschränkungen. Es ist ein Versäumnis, dass die Bundesregierung nicht mit Studien analysieren ließ, wie viele Smartphone-Besitzer die App erreichen würde. Damit möglichst viele Menschen die App nutzen, müssen sie der Anwendung vertrauen. Doch sobald der Eindruck entsteht, dass die Installation nicht vollkommen freiwillig ist oder dem Profitstreben von Unternehmen nutzt, wird dieses Vertrauen zerstört.
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