Rheinische Post: Stoibers Verführbarkeit Leitartikel von Margarete van Ackeren
Düsseldorf (ots)
Selten hat es ein Politiker in wenigen Tagen geschafft, sein Image so zu ramponieren, wie Edmund Stoiber es jetzt getan hat. Dass er sich ernsthaft dazu bewegen ließ, Oskar Lafontaine ein Duell anzutragen, ist der vorläufige Höhepunkt einer Reihe von Kampagne-Fehlern. Stoiber wertete den Saarländer ohne Not auf und räumte ihm quasi einen Teil der Hauptbühne frei. Wenn Stoiber jetzt die Notbremsung versucht und die direkte Begegnung im TV-Duell meidet, wird ihm ein Rest an Schadensbegrenzung gelingen. Dass sich aber der CSU-Chef überhaupt dazu hinreißen ließ, einen Zwei-Kampf mit dem Ober-Populisten anzuregen, deutet auf gefährliche Verführbarkeit. Wer solche Fehler macht, dem sind viele Fehler zuzutrauen. Im Wahlkampf 2002 hat Stoiber alles getan, um die Rolle des Provinzlers abzulegen, und hat sich dabei ernsthaft für den Osten eingesetzt. Dies ist inzwischen so weit weg wie seine damalige Lächel-Offensive. Nun intoniert Stoiber wieder die peinliche "Die-Bayern-sind-die-Besten-Leier", die nicht nur im Osten, sondern auch in anderen Teilen der Republik als schierer Hochmut rüberkommt. Stoiber hat sich über führende CDU-Politiker mokiert, die sich im Wahlkampf Urlaub gönnen. Doch gerade sein heikler Aktionismus zeigt, dass übermotivierte Politiker weit mehr Schaden anrichten können als solche, die sich beizeiten eine Pause gönnen.
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