Rheinische Post: Paul, das Placebo Leitartikel von Thomas Wels
Düsseldorf (ots)
Jetzt soll es Paul Kirchhof richten: Ein Mann mit klaren Vorstellungen von einem gerechten, vor allem einfachen und für jedermann verständlichen Steuersystem ist Merkels Finanz-Experte zumindest für den Wahlkampf ist das ein Gewinn. Unbestrittene Fachkompetenz gepaart mit seinen Arbeitsnachweisen im Verfassungsgericht bringen der in Sachen Kompetenz gebeutelten Spitzenkandidatin einen Schub. In seinen Thesen ist Kirchhof ein Merz, er liebt die klare Kante, die Wirtschaft wird es danken. Und könnte sich Kirchhof als Minister für Finanzen mit alledem durchsetzen, was er bisher vorgeschlagen hat Deutschland hätte das modernste und übersichtlichste Steuersystem Europas. Und gewiss würde das wirtschaftlich Früchte tragen. Die Möglichkeitsform ist aber angebracht, denn besonders wahrscheinlich ist es nicht, dass Kirchhof Finanzminister wird. Der Mann ist kein Politiker, er hat keine Truppen und ist es nicht gewöhnt, um Mehrheiten zu kämpfen. Insofern ist er unkalkulierbarer, als selbst Merz es war. Und: Am grünen Tisch sitzen keine Lobbyisten. Mit denen bekäme es Kirchhof schnell zu tun, wie mit den Unions-Ministerpräsidenten auch. Und wie passt Saarlands Kuschel-Müller inhaltlich zum liberalen Kirchhof? Gar nicht. Paul Kirchhof dient als Placebo für den Wahlkampf.
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