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Rheinische Post: Berliner Verhältnisse

Düsseldorf (ots)

Von Sven Gösmann
Eine Wahl, viele Verlierer, fünf Thesen und eine Frage.
Erste These: Die Deutschen sind nach einem Jahrzehnt der Krise ein 
verunsichertes Volk. Die Angst vor der drastischen Veränderung durch 
einen klaren politischen Wechsel hat die Sehnsucht nach einer großen 
Koalition gestärkt. So haben viele ihre Wahlentscheidung getroffen: 
Kuscheln statt Konfrontation. Herz statt Hartz.
Zweite These: Seit gestern gibt es wirklich eine Berliner Republik - 
mit Berliner Verhältnissen, und die sehen so aus: Die 
Kanzlerkandidatin Merkel kann sogar aus ihrem schwachen Wahlergebnis 
einen Führungsanspruch ableiten. Mit ungeduldigen 
Unions-Ministerpräsidenten im Rücken wird sie sich in ein 
wochenlanges Gezerre mit völlig entwurzelten Sozialdemokraten 
einlassen müssen, begleitet vom Getöse um andere 
Koalitionsmöglichkeiten.
Dritte These: Am Ende werden die Volksparteien in einer Koalition der
Fußkranken zusammen marschieren. Die Art der Reformpolitik, die dabei
herauskommt, war in den letzten Jahren hinreichend zu besichtigen. 
Etwa beim Gesundheitskompromiss: Besser wurde nichts, geblieben ist 
die Praxisgebühr.
Vierte These: Rot-Grün ist wie erwartet am Ende. Die Wähler haben 
aber allein die Kanzlerpartei SPD bestraft  für ihre Erfolglosigkeit 
bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und ihren Zickzackkurs der 
vergangenen Jahre: zwei links, zwei rechts, viele fallenlassen. 
Gerhard Schröders Sympathiebonus hat wahrscheinlich gerade noch 
gereicht, um seiner Partei trotz eines dramatisch schlechten 
Ergebnisses einen Anteil an der Macht zu erhalten. Seine politischen 
Erben Peer Steinbrück und Matthias Platzeck drängelten sich gestern 
schon im Fernsehen. Und die Klientelpartei Grüne wurde für ihre 
Symbolpolitik belohnt. Die grüne Rechnung lautet: Dicke Kinder und 
Windrädchen gleich satte acht Prozent.
Fünfte These: Die FDP bleibt wohl ein tragischer Fall. Durch 
Leihstimmen aufgeblasen, doch in Wahrheit schwach auf der Brust.
Und jetzt die Frage: Wie soll es so in Deutschland aufwärts gehen?

Rückfragen bitte an:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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